Darum gehts
- Federica Brignone und Lara Gut-Behrami kämpfen um den Gesamtweltcup-Sieg
- Brignone führt mit 322 Punkten Vorsprung, bleibt aber vorsichtig
- Gut-Behrami könnte zum sechsten Mal die Super-G-Wertung gewinnen
Zum zweiten Mal nacheinander duellieren sich Federica Brignone (34, It) und Lara Gut-Behrami (33) um die Krone als beste Skifahrerin des Jahres. Oder muss man sagen: Sie duellierten sich? Sechs Rennen werden beide noch bestreiten und der Vorsprung der Italienerin im Gesamtweltcup beträgt satte 322 Punkte. Wächst Gut-Behrami beim Speed-Triple in La Thuile im Aostatal nicht über sich hinaus und versagen Brignone nicht die Nerven, könnte die Messe schon vor dem Weltcupfinale gelesen sein.
Als Blick Brignone darauf anspricht, kommt wie aus der Pistole geschossen: «Lara ist Lara. Ein Champion. Sie kann mich absolut noch abfangen!» Tatsächlich hatte «Fede» auch schon den Ruf, nicht die besten Nerven zu besitzen, wenn sie mal in Führung lag. Doch in diesem Winter scheinen alle Zweifel wie weggeblasen. «Diesmal schaffe ich es, meine Nerven zu kontrollieren. Ich bin selbst überrascht, dass mir dies in fast jedem Rennen gelingt.»
Bei Gut-Behrami liegt der Hund woanders begraben. «Mir fehlt das Selbstverständnis, das ich letzten Winter hatte. Immer wieder baue ich Fehler ein», sagt sie. Tatsächlich kämpft die Tessinerin vor allem im Riesenslalom mit Timing- und Drift-Problemen.
«In Abfahrt und Super-G läuft es besser», weiss sie. Das lässt für La Thuile hoffen – immerhin führt Gut-Behrami die Super-G-Wertung 55 Punkte vor Brignone an und könnte die kleine Kristallkugel zum sechsten Mal gewinnen – damit wäre sie alleinige Rekordhalterin.
Davide Brignone: «Es würde Fede die Welt bedeuten!»
Zurück zum Gesamtweltcup. Kaum ein Experte glaubt, dass Brignone ihn noch aus der Hand geben wird. Aber ist sie im Vergleich zum letzten Jahr eigentlich stärker oder Gut-Behrami schlechter geworden?
Die Anzahl Saisonsiege (9:1 für Brignone) sind weniger entscheidend als der Punkteschnitt pro Rennen. Da zeigt sich: Gut-Behrami sackte von 61,3 auf 51,1 ab, während sich Brignone von 52,7 auf 61,6 steigerte. Heisst: Brignone punktet in diesem Winter so wie Gut-Behrami im letzten – und umgekehrt.
«Eigentlich ist es schade, dass die Saison bald zu Ende geht. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, daheim auf diesem genialen Hang zu fahren», sagt Brignone. Der Hintergrund: Sie wuchs in Courmayeur (It) auf, das nur 20 Autominuten von La Thuile liegt.
Was es ihr bedeuten würde, die grosse Kristallkugel zu gewinnen, beantwortet ihr Bruder und Coach Davide kurz und knapp: «Die Welt!»