Die Kritik an FIS-Präsident Johan Eliasch (61) wird immer heftiger! Das mieseste Zwischenzeugnis erhält der britisch-schwedische Milliardär nach seiner knapp zweijährigen Amtszeit ausgerechnet von seinem einstigen Wahlhelfer Peter Schröcksnadel (81). «Ich habe Eliasch damals meine Stimme gegeben, weil ich geglaubt habe, dass er als erfolgreicher Unternehmer neue, gewinnbringende Ideen in den Skisport einbringen würde. Aber nun muss ich leider konstatieren, dass er von diesem Geschäft überhaupt keine Ahnung hat», poltert der langjährige Präsident von Österreichs Ski-Verband ÖSV im Gespräch mit Blick.
Ski-Flaute im US-Fernsehen
Der Tiroler fühlt sich von Eliasch nicht zuletzt wegen der beiden Männer-Weltcuprennen am vergangenen Wochenende in Palisades Tahoe (USA) verschaukelt! «Ich habe damals dem Vorschlag, nach der WM zum zweiten Mal in dieser Saison nach Nordamerika zu gehen, nur zugestimmt, weil Eliasch angekündigt hat, dass diese Rennen live im US-Fernsehen ausgestrahlt werden. Eine Live-Übertragung auf NBC wäre für den Skisport tatsächlich eine tolle Werbung gewesen.» Doch daraus wurde nichts. Tatsächlich fand beim amerikanischen TV-Riesen am Wochenende keine Ski-Live-Übertragung statt. Der Riesenslalom vom Samstag wurde mit 24 Stunden Verspätung auf NBC in einer Teilaufzeichnung ausgestrahlt. Der Slalom vom Sonntag flimmert gar erst am nächsten Wochenende über die Bildschirme.
Die FIS widerspricht Schröcksnadel allerdings. Eliasch habe beim FIS-Council-Meeting lediglich bestätigt, dass NBC jeweils eine Stunde von den Technik-Rennen in Palisades Tahoe und den Speed-Rennen in Aspen am kommenden Wochenende berichten werde. Die tatsächlichen Übertragungen überträfen «sogar das, was Präsident Eliasch kommuniziert hat» und seien «ein guter Start, um hohe Zuschauerzahlen in den USA zu erzielen». Die Aussagen von Peter Schröcksnadel entsprächen «daher schlichtweg nicht der Wahrheit», so eine FIS-Sprecherin.
Auch Yule findets daneben
Unser Slalom-Ass Daniel Yule (28) verurteilt die Eliasch-Idee von zwei Nordamerika-Tourneen in einem Winter vor allem aus ökologischer Sicht aufs Schärfste: «Das für mich der absolute Wahnsinn! Die Speed-Fahrer fliegen zum zweiten Mal in diesem Winter nach Übersee, wir Slalom-Spezialisten für ein einziges Rennen. Diese Reiserei passt nicht mehr in unsere Zeit.» Eliasch hat im Interview mit Sonntagsblick seine Strategie wie folgt verteidigt: «Wir wollen ein globaler Sport sein. Und der US-Markt ist riesig und wichtig. Und ökologisch fällt die zusätzliche Reise über den Atlantik verglichen mit anderen Posten in unserer Klimabilanz nicht gross ins Gewicht.»
«Das ist eine absolute Dummheit»
Schröcksnadel schüttelt den Kopf: «Eliasch überschätzt sich, aber auch den Skisport komplett. Das Interesse am Alpin-Rennsport ist arg beschränkt. In den USA sind Football, Baseball und Basketball unantastbar, da hat sich ja nicht einmal König Fussball richtig etabliert. In Asien ist es ähnlich. Infolge dessen sollten wir uns in erster Linie auf den Markt fokussieren, auf dem der Skisport die Massen bewegen kann. Und das ist nun einmal Europa.»
Abseits vom alten Kontinent machten für Schröcksnadel nur die Rennen in Kanada und den USA Ende November und Anfang Dezember Sinn. «Vor allem deshalb, weil es in Nordamerika zu dieser Zeit minus 20 Grad hat. Aber zweimal pro Saison dorthin zu fliegen, ist unter den jetzigen Voraussetzungen eine absolute Dummheit.» Nach dem Riesen- und Slalom in Palisades Tahoe (Kalifornien), werden die Speed-Spezialisten am nächsten Wochenende in Aspen (Colorado) zwei Abfahrten sowie ein Super-G bestreiten.