Darum gehts
- Camille Rast kämpft mit Schmerzen beim Slalom-Weltcup in Sun Valley
- Zrinka Ljutic gewinnt die Slalom-Kristallkugel als zweite Kroatin nach Janica Kostelic
- Schweizerinnen warten seit 30 Saisons auf eine Slalom-Kristallkugel
Camille Rasts Körper sagt Nein, ihr Verstand sagt doch. Wochenlang versuchte sich die Walliserin einzureden, dass das Adrenalin des Rennens sie beflügeln würde. Doch nun, in Sun Valley (USA), muss auch die 25-Jährige einsehen: «Wenn Schmerzen da sind, bremst der Körper von alleine.» Das sagt sie im SRF nach dem ersten Slalom-Lauf, den sie nur an 14. Stelle beendet. Ihr Rückstand? 2,14 Sekunden.
Es ist deutlich sichtbar: Das ist nicht mehr jene Rast, die vor und bei der WM in Saalbach, wo sie Gold gewann, die Ski-Welt verzauberte. Ihr Sturz auf die Hüfte vor einem Monat, das Hämatom, die Schmerzmittel und der Operation («Die Ärzte haben ziemlich viel Blut herausgenommen») – alles hat Spuren hinterlassen. Und so ist die mögliche Slalom-Kristallkugel bereits bei Halbzeit in weiter Ferne. «Noch ist alles möglich», redet sich die Kämpferin aus Vétroz ein. Es ist ein Versuch, sich selbst Mut zu machen. Aber glaubt sie wirklich daran?
Es folgt Durchgang zwei. Der Lauf ist vom Schweizer Technik-Trainer Heini Pfitscher gesetzt. Kann er für Rast und die anderen Schweizerinnen setzen? Schwierig, schliesslich geht er bei 10 Grad und völlig aufgeweichtem Schnee auf die Suche nach hartem Untergrund – Spielraum hat er kaum.
Um 12:11 Uhr geht es dann für Rast los - es ist ihr letzter Lauf der Weltcupsaison. Sie fährt gut, aber nicht gelöst – wie soll sie auch? Im Ziel leuchtet Platz zunächst Platz 2 auf, am Ende ist sie 14. «Physisch war nicht mehr möglich. Ich musste in den letzten Wochen die Reserven anzapfen, um mit den Schmerzen umzugehen und nicht krank zu werden. Es war nicht einfach.»
Shiffrin brilliert mit 101. Weltcupsieg
Letztlich wird Rast im Disziplinen-Weltcup Dritte. Kristall geht an die zehntplatzierte Zrinka Ljutic – die 21-Jährige ist erst die zweite Kroatin nach Janica Kostelic (43), die dieses Kunststück schafft. «Ich kann es noch nicht glauben», sagt sie.
Dass die Kugel verdient ist, steht ausser Frage. Fakt ist aber auch: Wäre Mikaela Shiffrin (30) den ganzen Winter gesund geblieben, hätte es anders aussehen können. Die US-Frau holte im Schnitt 81 Punkte pro Rennen, Ljutic «nur» 54 – in Sun Valley siegt Shiffrin locker.
Gold-Vreni muss sich weiter gedulden
Und die anderen Schweizerinnen? Mélanie Meillard (26) auf Rang 7 und Wendy Holdener (31) auf Platz 4 zeigen nach einer guten Saison einen sehr soliden Saisonabschluss.
Fest steht aber auch: Aus Schweizer Sicht geht das Warten auf eine Slalom-Kristallkugel in die 31. Saison – gesucht wird weiterhin eine Nachfolgerin für Vreni Schneider (60), die 1995 gewann.