Zrinka Ljutic strahlt mit der Sonne um die Wette. Gut gelaunt gibt die Kroatin hinter der 3500 Zuschauer fassenden Tribüne Autogramm um Autogramm, Selfie um Selfie – ein Sponsor hat geladen. Irgendwann setzt sich WM-Maskottchen Toya, eine Gämse, neben sie hin. Ljutic freut sich, umarmt Toya und lacht. Man merkt: Hier sitzt eine 19-jährige Frau, unverbraucht und begeisterungsfähig. «Ich will nicht unbedingt berühmt werden. Sollte dies aber passieren, will ich bekannt sein als eine, die gerne Ski fährt und nett ist zu allen.»
Was Ljutic sagt, ist längst Tatsache. Sie ist berühmt. «In Zagreb werde ich auf der Strasse ab und zu erkannt», sagt die Kroatin. Sie fährt über alles gerne Ski. «Es ist so ein cooler Sport, ich bin draussen, sehe die schönen Berge. Und ich spüre das Adrenalin – einfach genial.» Sie ist zuvorkommend. Das erlebte auch schon Michelle Gisin (29). «Vor der Startnummernauslosung in Flachau holte sich Zrinka von jeder Fahrerin ein Autogramm. Sie sagte, sie würde sie in ihrem Zimmer aufhängen. Mega herzig!»
Zwei Brüder, eine Schwester – alle wollen nach oben
Ljutic zählt als Teenager bereits zu den besten Slalomfahrerinnen der Welt. In Levi (Fi), bei der ersten Station des Winters, fuhr sie mit Startnummer 30 auf Rang 7. Und zuletzt, beim letzten Slalom vor der WM in Spindlermühle (Tsch), als Dritte aufs Podest. Dazwischen wurde sie Junioren-Weltmeisterin. «Das ist meine erste WM bei den Grossen. Ich träume von einer Medaille, mache mir aber keinen Druck.»
Längst wird sie mit Kroatiens Ski-Heldin Janica Kostelic (41) verglichen, die zwischen 2002 und 2005 fünf WM- und vier Olympiagoldmedaillen. «Ich habe viel über sie auf Youtube gesehen und auch einiges gelesen. Aber ich bin nicht Janica, ich bin Zrinka», sagt Ljutic. Vergleiche mit den Grössten können eine Bürde sein.
Janica meinte: «Wachse nicht zu schnell»
Die Parallelen zu Kostelic sind dennoch offensichtlich: So wie bei Janica und Ivica Kostelic wird auch Ljutic seit jeher von ihrem Vater trainiert. Und auch «Zizi», wie sie oft genannt wird, hat Ski-Geschwister. Bruder Tvrtko (20) wurde bei der WM 19. im Super-G, Hrvoje (15) und Dora (17) streben auch nach oben. «Wir sind alle irgendwo verteilt und sehen uns kaum noch. Das ist das Einzige, was ich vermisse», so Zrinka, die als Kind im Winter in Innerkrems (Ö) wohnte, trainierte und zur Schule ging.
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Ivica Kostelic ist als Berater und Betreuer des kroatischen Teams in Méribel dabei. Auch Janica griff Ljutic vor ein paar Jahren unter die Arme. «Sie sagte, ich solle nicht zu schnell wachsen», so Ljutic. «Damals verstand ich nicht, was Janica meinte. Jetzt schon. Ich muss geduldig bleiben und mich nicht mit ihr vergleichen.»