Lara Gut-Behrami (32) schüttelt den Kopf. Immer und immer wieder. Sie verwirft die Hände, winkt ab. Den Ski-Thron am Lienzer Schlossberg besteigt nicht sie, sondern Mikaela Shiffrin (28, USA). Die Amerikanerin fährt königlich und kann es sich im zweiten Lauf sogar erlauben, mit ihrem Vorsprung zu spielen – am Ende holt sie ihren 92. Weltcupsieg.
Gut-Behrami verliert als Sechste 1,21 Sekunden und damit klar beste Schweizerin. «Ich bin heute nicht in Schwung gekommen. Am Morgen hat das Timing nicht gepasst und ich habe mich nicht so gut bewegt. Im zweiten Durchgang war ich zu rund unterwegs», sagt sie. Die Quittung ist happig: Gut-Behrami verliert das Leadertrikot im Riesenslalom-Weltcup an Federica Brignone (33, It), die Zweite wird und aus 5 Punkten Rückstand 35 Zähler Vorsprung macht.
Der Wind hat bei Gut-Behrami gedreht. In den ersten fünf Saisonrennen holte sie zwei Siege und zwei weitere Podestplätze. Seither wurde sie 13., 11. und schied einmal aus. Dazu kommt nun dieser 6. Platz – ihre schwächste Riesen-Klassierung seit einem Jahr. «Angesichts der nicht ganz einfachen Voraussetzungen ist dies eine gute Leistung», sagt Cheftrainer Beat Tschuor. Was er meint?
«Kassierte einen Riesenstich»
Gut-Behrami ging es zuletzt nicht besonders. Genauer: Ihr Knie machte Probleme, seit sie beim Super-G in Val d’Isère einen Schlag erwischte. «Als ich ausschied, kassierte ich einen Riesenstich. Von daher bin ich zufrieden, dass ich überhaupt hier stehe. Ich musste alles geben, dass mein Knie wieder heilt.»
Da stellt sich sofort die Frage: Wie schlimm sind Gut-Behramis Knie-Probleme? Sie meint: «Es ist keine gravierende Verletzung, aber ich bin schon einigen Jahren dabei – ab und zu beschwert sich das Knie halt.»
Das war schon im Herbst beim Trainingslager in Ushuaia (Arg) der Fall gewesen – damals machten ihr die nebligen, nasskalten Bedingungen zu schaffen. «Ich bin sensibler als früher. Nicht nur ich, sondern auch mein Knie liebt die Sonne», sagte sie.
Keine Pause geplant
An eine Zwangspause denkt Gut-Behrami derzeit nicht. «Dass ihr Knie nach so vielen Jahren im Weltcup zwischendurch gereizt ist, ist normal», sagt Tschuor.
Am übernächsten Samstag folgt für die Tessinerin der nächste Riesenslalom in Kranjska Gora (Sln) – ob sie bis dann zu alter Form zurückkehrt?