Auf einen Blick
- Franjo von Allmen fuhr schon als 12-Jähriger die Lauberhornstrecke
- Erster Weltcupsieg mit 23, nach Schicksalsschlag und Crowdfunding-Unterstützung
- «FvA» hält auch Abfahrtssieg für möglich
Wengen, im März 2013: Im oberen Abschnitt der Lauberhornpiste wird für einmal ein Riesenslalom ausgetragen. Es handelt sich um den JO-Leki-Cup vom Berner Oberländer Ski-Verband. In der Kategorie U12 sorgt ein Bub für Furore, der im vierzig Kilometer entfernten Boltigen zu Hause ist. Sein Name: Franjo von Allmen.
Der Obersimmentaler muss sich in diesem Rennen, wo das Ziel kurz vor dem Hundschopf steht, einzig dem Brienzer Eric Wyler geschlagen geben. 12 Jahre später gehört Wyler dem B-Kader von Swiss Ski an, während von Allmen am Lauberhorn der ganz grosse Coup gelingt. Nach den beiden zweiten Rängen bei den Abfahrten in Gröden und Bormio feiert der gelernte Zimmermann beim Super-G in Wengen seinen ersten Weltcupsieg.
Von Allmen ist damit der erste Berner Oberländer überhaupt, der auf höchster Stufe bei einem Super-G triumphiert. Und das alles mit gerade einmal 23 Jahren, in der erst zweiten Weltcupsaison. Einfach sensationell! «Aus meinem Heimatort Boltigen sind meinetwegen extra alle Schulklassen für dieses Rennen nach Wengen angereist. Dass ich ausgerechnet vor dieser einzigartigen Kulisse den ersten Weltcupsieg feiern kann, ist unglaublich», strahlt «FvA».
Superstar Marco Odermatt, der sich nach einer suboptimalen Ausfahrt aus dem Kernen-S mit dem siebten Rang begnügen musste, kommentiert von Allmens Leistung mit besonderen Worten: «Als ich auf dem Bildschirm im Startbereich Franjos Fahrt mit der Startnummer 3 gesehen habe, fühlte ich mich genau wie im Vorjahr, als Cyprien Sarrazin mit derselben Nummer den Lauberhorn Super-G gewonnen hat. Mir war sofort klar, dass diese Zeit kaum zu schlagen sein wird. Franjo ist ein absoluter Traumlauf gelungen.»
Schwerer Schicksalsschlag mit 17
Es ist aber noch nicht allzu lange her, dass von Allmens Dasein eher einem Alptraum gleichgekommen ist. Franjo war ein 17-jähriger Jüngling, als sein Vater überraschend verstorben ist. «Damals war auch die Fortsetzung meiner Rennfahrer-Karriere auf der Kippe».
Die Fortsetzung seiner Laufbahn als Skirennfahrer war zu diesem Zeitpunkt auch aus finanziellen Gründen gefährdet. «Doch dann wurde die Idee von der Lancierung eines Crowdfundings an mich herangetragen. Dadurch ist so viel Geld zusammengekommen, dass ich eine weitere Saison finanzieren konnte. Und nach dieser Saison habe ich den Sprung ins Swiss-Ski-Kader geschafft.»
Eine wichtige Rolle im Werdegang des dreifachen Junioren-WM-Silbermedaillengewinners von 2022 spielt auch die Vorarlberger Ski-Firma Head, die das enorme Potenzial des Jünglings aus der Jaunpass-Region früh erkannte und entsprechend gefördert hat. Vor dieser Saison hat von Allmen von Head den langjährigen Servicemann von Beat Feuz erhalten. Der Südtiroler gilt im Wachskeller als Ausnahmekönner, der bei der Präparation der Ski so gut wie nie schwächelt.
Schlägt «FvA» auch in der Abfahrt zu?
Aber wo liegt die Schwäche von Franjo? «Ich kenne niemanden, der lauter schnarcht als von Allmen», stöhnt Stefan Rogentin. Von Allmen ist sich dessen bewusst, bezeichnet diese Eigenschaft aber viel mehr als Stärke: «Weil ich derart laut schnarche, will im Skizirkus niemand mit mir das Zimmer teilen. So komme ich in den Genuss von einem Einzelzimmer.»
Und deshalb dürfte unser neuer Ski-Held nach seinem Super-G-Exploit auch bei der Abfahrt bestens ausgeruht an den Start gehen. Gibt es überhaupt irgendetwas, das gegen von Allmens zweiten Lauberhornsieg innerhalb von 24 Stunden spricht? Die Antwort von «FvA»: «Nein, eigentlich nicht. Ich fühle mich sehr wohl auf dieser Piste. Aber ich muss dennoch versuchen, die Erwartungen tief zu halten und mich darauf konzentrieren, solid skizufahren.» Einfach ein cooler Typ, dieser Franjo von Allmen.