Es ist am Montagmorgen kurz vor 9 Uhr, als Frankreichs Cheftrainer Frederic Perrin im Gespräch mit Blick die wichtigste Frage im Hinblick auf die letzte Abfahrt dieses Winters beantwortet: «Ja, Cyprien Sarrazin wird zum Weltcup-Final nach Saalbach anreisen!»
Nachdem der glorreiche Triumphator der diesjährigen Hahnenkamm-Abfahrten vor vier Wochen bei einem Trainings-Crash in Kvitfjell eine Wadenverletzung erlitten hat, hat einer der Ärzte vom vorzeitigen Saisonende gesprochen. Doch am letzten Wochenende hat der 29-Jährige auf dem Pass Thurn in den Kitzbühler Alpen erstmals seit dem Abflug in Norwegen mit seinen Teamkollegen Abfahrt trainiert.
«Die Erkenntnisse, die wir in diesen Einheiten von Cyprien gewinnen konnten, waren wirklich sehr positiv», erzählt Perrin. Für Marco Odermatt (26) dürfte das bedeuten, dass er für den Gewinn der kleinen Abfahrtskugel noch einmal ganz heftig Gas geben muss. Aktuell liegt der Nidwaldner in der Gesamtwertung der Königsdisziplin 42 Punkte vor Sarrazin. Aber wenn der «Skidane» aus dem Südosten Frankreichs in Saalbach gewinnen sollte, müsste Odermatt für den Gewinn des begehrten Kristall-Bechers Dritter werden.
Ist die Abfahrt zu leicht für Superstar Odermatt?
Aber die Topografie dieser Abfahrt kommt den Qualitäten vom dreifachen Gesamtweltcupsieger und amtierenden Weltmeister nicht unbedingt entgegen. Bei der WM im kommenden Winter werden die Männer auf einer eigenen, technisch sehr anspruchsvollen Strecke um Abfahrtsmedaillen kämpfen.
Bei diesem Weltcupfinal sollen die Herren aber über die Frauen-Abfahrt heizen. Und gemäss Österreichs Speed-Cheftrainer Sepp Brunner beinhaltet diese Strecke kaum technische Tücken: «Für die Frauen ist diese Strecke top, für die Männer ist sie eher auf der einfacheren Seite anzusiedeln.» Und auf einfacheren Pisten kann sich Odermatt im Gegensatz zu Bormio, Wengen, Kitzbühel oder Beaver Creek nicht mit seiner genialen Technik von seiner Konkurrenz absetzen.
Deshalb hat der 26-Jährige, der in dieser Saison bei 24 Weltcup-Starts 20 Top-3-Platzierungen eingefahren hat, auf den Gleiterstrecken in Kvitfjell und Gröden mit dem siebten Schlussrang begnügen müssen. Aber es würde kaum jemand erstaunen, wenn nach den Speed-Events in Zermatt, Beaver Creek und Chamonix auch die finale Abfahrt abgesagt werden müsste. Für die nächsten zwei Tage sagen die Meteorologen sehr viel Regen voraus, danach soll es im Salzburgerland noch wärmer werden. «Wir benötigen für die Rettung von Abfahrt und Super-G unbedingt eine klare Nacht», sagt Sepp Brunner. Aber gemäss Wetterprognosen wird es diese klare Nacht in dieser Woche in Saalbach nicht geben.