Die Saison von Michelle Gisin (29) ist bisher verkorkst. Zwar punktete sie in acht der neun Slaloms, klassierte sich aber nur einmal in den Top 10 (Neunte in Spindlermühle). Zu wenig für eine Athletin, die in dieser Disziplin einen Sieg und sechs weitere Podestplätze zu Buche stehen hat.
Ihr Auftritt im 1. Lauf des WM-Slaloms ist deshalb symptomatisch für die ganze Saison. Auf den ersten 18 Fahrsekunden büsst Gisin schon neun Zehntel auf Halbzeit-Leaderin Mikaela Shiffrin (USA) ein – ohne grossen Fehler. Und dann passiert ihr auch noch ein ungewöhnliches Missgeschick: Sie verliert den Stock aus der Hand!
«Ganz komisch gegangen»
Eine Stange schlägt ihr auf den Handschutz, sie kann den Stock nicht mehr festhalten. Er baumelt nur noch an ihrem Handgelenk. Und Gisin kämpft rund acht Sekunden darum, den Stock wieder in den Griff zu bekommen. «Das ist ganz komisch gegangen», hat sie im Interview mit SRF keine Antwort parat, wie das passieren konnte. Denn normalerweise hätten sie ein gutes System und selbst wenn man die Spannung verliere, bleibe der Stock in der Hand. Nicht so an diesem Samstagmorgen.
«Ich habe in meiner ganzen Karriere noch nie meinen Stock verloren», meint Gisin. Vielleicht sei ihr das als Zehnjährige mal im Training passiert, sie müsse ihren Vater fragen, ob er sich erinnern könne. «In diesem Jahr kommt alles ein bisschen zusammen, das ist etwas, das passiert dir einmal und sonst nie. Ich kann es mir wirklich nicht erklären.»
Verzicht auf den 2. Lauf
Besonders ärgerlich sei gewesen, dass sie den Stock nur aus der Hand verloren habe. Ihr wäre es lieber gewesen, er wäre gleich ganz weggeflogen.
Das tut er dann im Ziel. Genervt wirft ihn Gisin weg. Ihr Rückstand auf Shiffrin? 2,69 Sekunden. Damit klassiert sie sich nur als 35. Obwohl sie an der WM nach den Top 30 trotzdem noch den 2. Lauf absolvieren dürfte, verzichtet Gisin darauf. Ihr Fokus liegt nun bereits auf den nächsten Weltcuprennen. Am kommenden Wochenende finden in Crans-Montana eine Abfahrt und ein Super-G statt. (bir)