Eigentlich hat sich Carlo Janka nach seinem letzten Weltcup-Einsatz am Lauberhorn auf ein paar ruhige Monate gefreut. Doch seit letzter Woche wird der Obersaxer regelmässig in der Nacht durch den Wecker aus dem Tiefschlaf gerissen. «Ich schaue mir bei diesen Spielen jedes Männer-Skirennen live im TV an, ich bin regelrecht im Olympia-Fieber!» Der 36-Jährige hat sich vor dem Fernseher riesig über die Abfahrts-Goldmedaille von Beat Feuz.
Er leidet aber auch mit Marco Odermatt. «Odi passiert derzeit nahezu dasselbe, wie ich es bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver erlebt habe.» Tatsächlich ist Janka vor zwölf Jahren genau wie Odermatt jetzt als umjubelter Shootingstar und Gesamtweltcup-Leader zu Olympia gereist. Mit vier Saisonsiegen im Gepäck. Bernhard Russi prognostizierte damals drei Janka-Medaillen.
«Damit habe ich mir den Druck genommen»
Doch weder in der Abfahrt, im Super-G noch in der Super-Kombination konnte der Mann, der drei Wochen zuvor in überragender Manier am Lauberhorn triumphiert hatte, seiner Favoriten-Rolle gerecht werden. «Irgendwann habe ich dann die Leckt-mich-am-Arsch-Haltung angenommen. Ich habe mir gesagt: Wenn es im Riesen mit der Medaille klappt, ist es super, wenn nicht, hole ich mir das Edelmetall halt vier Jahre später. Damit habe ich mir jeglichen Druck genommen».
Diese «L-m-a-A-Methode» war für Janka Gold wert, am 23. Februar 2010 triumphiert er im Olympia-Riesen vor den beiden Norwegern Kjetil Jansrud und Aksel Lund Svindal.
«Marco hat die besseren Voraussetzungen als ich»
Wird auch Odermatt nach den Enttäuschungen in der Abfahrt und im Super-G am Sonntag im Riesenslalom ein glorreiches Ende dieser Olympia-Mission erleben?
«Marco hat die besseren Voraussetzungen als ich sie damals hatte», glaubt der Gesamtweltcupsieger von 2010. «Klar, das Out im Super-G hat enorm an ihm genagt. Aber so, wie ich ihn kenne, dürfte er das jetzt verarbeitet haben. Und im Riesenslalom war er seiner Konkurrenz ja mit vier Siegen in fünf Rennen in diesem Weltcup-Winter sehr viel überlegener als ich damals. Darum bin ich sehr guter Dinge, dass Marco Gold gewinnen wird.»
Und «Jänks» gibt «Odi» zum Abschluss noch einen Ratschlag: «Irgendwann habe ich in den Medien die Ski-Berichterstattung nicht mehr konsumiert. Ich kann jedem Rennfahrer dasselbe empfehlen, vor allem in Phasen, in denen es sportlich nicht nach Wunsch läuft.»
Diesen Artikel sollte sich Marco Odermatt aber noch zu Gemüte führen…
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