Am Freitagabend hörte das Herz von Gian Franco Kasper auf, zu schlagen. Der Bündner, der während 23 Jahren als FIS-Präsident die Spitze des Weltskiverbandes zierte, wurde 77 Jahre alt. Er hinterlässt einen erwachsenen Sohn.
Woran Kasper erlag, ist in der FIS-Mitteilung nicht zu vernehmen. Fakt ist: Bei der Wahl seines Nachfolgers am 4. Juni, welche online abgehalten wurde, war der St. Moritzer nicht mehr zugegen. Wenige Tage zuvor wurde er wegen Atemproblemen in ein Spital eingeliefert worden – zuletzt war er auf der Herzstation. Kasper verliess das Spital bis zu seinem Tod nicht mehr.
Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann wusste, dass es Kasper nicht gut ging. Überrascht ist der dennoch – und traurig. «Gian Franco rief mich letzte Woche noch an, einfach so. Wir sprachen über Privates, aber auch Geschäftliches. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es ihm so schlecht ging. Umso mehr erschüttert mich diese Nachricht», sagt er zu Blick.
Man merkt: Dass nicht Lehmann, sondern der Schwede Johan Eliasch zu Kaspers Nachfolger gewählt wurde, ist für den Aargauer in diesem Moment gar kein Thema. «Das ist weit weg. Ich bin in Gedanken bei seiner Familie. Es ist kein Geheimnis, dass Gian Franco und ich nicht immer gleicher Meinung waren, was die Ausrichtung der FIS betraf. Aber er hat seine Interessen immer mit bestem Wissen und Gewissen vertreten. Meine Wertschätzung für das, was er erreicht hat, ist immens gross.»
Lehmann: «Er hat sehr viel Gutes geleistet»
Kasper studierte Psychologie und Journalismus. Er begann seine berufliche Laufbahn als Redaktor des Courrier de St. Moritz, trat 1975 mit erst 31 Jahren der FIS bei – der ehemalige Präsident Marc Hodler hatte ihn zum Generalsekretär ernannt. 1998 wurde Kasper dann zum Nachfolger Hodlers gewählt.
«Dabei hat er den Verband modernisiert, brachte neue Sportarten wie Ski Freestyle und Snowboard hinein. Das wird leider viel zu oft vergessen. Betrachtet man seine Amtszeit, hat Gian Franco sehr viel Gutes geleistet», so Lehmann.
Viel Kritik nach Klimawandel-Aussage
Allerdings geriet Kasper, der als sehr schlagfertig galt, in den letzten Amtsjahren zunehmend in die Kritik. Aussagen in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» während der Ski-WM in Are (Sd) 2019 sorgten gar für eine Welle der Empörung.
Was war passiert? Erstens sprach er damals vom «sogenannten Klimawandel» und erklärte: «Es gibt keinen Beweis dafür. Wir haben Schnee, zum Teil sehr viel.» Zweitens sagte Kasper, dass es in Diktaturen einfacher sei, Grossveranstaltungen durchzuführen. Dies, weil man sich nicht mit Umweltschützern auseinandersetzen müsste.
Das ist Geschichte. Kasper, der zwischen 2000 und 2018 den Skisport im Olympischen Komitee vertrat, lebt nicht mehr. Er wird als umstrittener FIS-Präsident, der sein Herz oft auf der Zunge trug, in Erinnerung bleiben.