«Das Projekt wird bei der FIS problemlos angenommen»
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Russi über Matterhorn-Abfahrt:«Das Projekt wird bei der FIS problemlos angenommen»

«Ich bin davon begeistert»
So schwärmt Bernhard Russi von der Matterhorn-Abfahrt

Die geplante Abfahrt am Matterhorn sorgt für Begeisterung, auch bei Bernhard Russi. Die Ski-Legende sagt, was die Stärken und Schwächen des Projekts sind. Und warum die Chancen ausgezeichnet stehen.
Publiziert: 13.05.2021 um 15:34 Uhr
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Aktualisiert: 13.05.2021 um 15:46 Uhr
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Bernhard Russi ist begeistert von der Idee einer Abfahrt am Matterhorn.
Foto: Nathalie Taiana
Stefan Meier

Das Abfahrts-Projekt in Zermatt klingt spannend. Wie beurteilen Sie es?
Bernhard Russi:
Spannend ist der richtige Ausdruck. Der Skisport lechzt nach Erneuerung und Überraschungen, nach Herausforderungen. Und genau das bringt diese Idee. Die Abfahrt lebt ja zu einem grossen Teil von der Kulisse, von der Umgebung. Wir sind hier auf fast 4000 Meter, auf einem Gletscher in der ungeschützten Natur. Ich bin von dieser Geschichte begeistert. Denn ich kann es mir genau vorstellen. Es wird technisch nicht die grösste Herausforderung, aber das Drumherum sorgt für den Rest. Vergleicht man es mit dem Alpinismus, ist das Projekt so etwas wie der Mount Everst des Skisports.

Dieses Rohe, dieses Ungeschützte, bringt aber auch Probleme mit sich.
Man hat keinen Schutz vor Wetterkapriolen und Windeinbrüchen. Wenn man Ja sagt dazu, muss man sich dessen bewusst sein. Denn das birgt die Gefahr, dass ein Fahrer Sekunden verliert, ohne dass man sieht warum. Der Faktor Atmosphäre, Wetter und Natur ist um einiges grösser als etwa in Kitzbühel. Dort startet man auf etwas über 1600 Meter, ist beschützt vom Wald. Jedes Windchen kann hier das Rennen beeinflussen. Es muss dann niemand wegen der Startnummer jammern.

Kann Zermatt in Sachen Spektakel mit Kitzbühel oder dem Lauberhorn mithalten? Sie haben ja die Strecke schon befahren.
Der Vergleich mit den beiden legendären Abfahren ist einfach sofort da. Aber diese Abfahrt zeichnet sich nicht durch technische Schwierigkeiten wie Mausefalle oder Hundschopf aus. Sondern viel mehr durch die Kulisse und die geografische Situation.

Dann droht ein unspektakuläres, langweiliges Rennen?
Nein, die Schwierigkeiten sind schon da,. Diese Abfahrt kann ohne Weiteres zwei bis drei spektakuläre Sprünge haben. Aber diese ersetzen keine Mausefalle oder einen Hundschopf. In einem eher leichten Gelände wie hier kann man mit der Kurssetzung viel ausrichten. Ein Tor kann alles ändern und schon bringt es Spektakel.

Sie sind Vorsteher des FIS-Alpin-Komitees. Wird der Vorschlag mit offenen Armen empfangen?
Man hat das jetzt mal gehört und weiss, dass das interessant ist. Aber im Detail wissen noch nicht viele Bescheid. Wir suchen ja immer nach Terminen. Wenn man so ein Fenster öffnen kann Ende Oktober/November ist das natürlich ein Riesenvorteil für alle zusammen. Also ja, mit offenen Armen. Von mir aus gesehen ist es überhaupt kein Problem, dass das durchkommt. Es braucht nun ein klares Bekenntnis von der FIS. Ich glaube, das muss im Verlauf des Sommers kommen, auch in schriftlicher Form. Dann kommt das Rennen schnell in den Kalender.

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Schon 15 Destinationen für Weltcup-Abfahrten gab es in der Schweiz. Der Klassiker: Die Lauberhorn-Abfahrt. Sie kehrt alle Jahre wieder, wenn es das Wetter oder Corona zulassen. Im Bild die Anfahrt auf die Minsch-Kante.
Foto: Blicksport

Wird es nicht Neid geben?
Klar, wenn Zermatt das bekommt, will das Hintertux und Sölden auch. Das ist schon so. Alle haben das Recht zu sagen, wir wollen das auch. Aber das wird zu lösen sein.

Welches sind die grössten möglichen Probleme neben dem bereits angesprochenen Wetter?
Ich sehe sonst nichts, ich wüsste nicht was. Und beim Wetter muss man einfach flexibel sein. Man muss vielleicht nicht an einem Renntag hängen und möglichst kurzfristig entscheiden. Natürlich hängt das aber auch stark von den TV-Stationen ab. Vielleicht ergibt sich aus dieser Wetter-Problematik ja auch ein ganz neues Format.

Erzählen Sie.
Das ist jetzt noch nicht durchdacht. Aber warum nicht Mann gegen Mann ausprobieren in einem K.o.-System? Ähnlich wie beim Skicross. Und natürlich unter Berücksichtigung der Sicherheit. Oder man entwickelt einen Mannschaftswettkampf.

Bernhard Russi

Der Andermatter Bernhard Russi (72) debütierte am 4. Januar 1967 im Ski-Weltcup. Er gewann neun Weltcup-Abfahrten und einen Riesenslalom, wurde 1970 Abfahrts-Weltmeister in Gröden (I), gewann 1972 Olympia-Gold in Sapporo (Japan) und 1976 Olympia-Silber in Innsbruck (A). Nach dem Rücktritt im Januar 1978 blieb Russi mit dem Skisport als Pistenbauer, TV-Co-Kommentator und technischer Berater verbunden. Ausserdem ist er Vorsteher des FIS-Alpin-Komitees und Blick-Experte.

Der Andermatter Bernhard Russi (72) debütierte am 4. Januar 1967 im Ski-Weltcup. Er gewann neun Weltcup-Abfahrten und einen Riesenslalom, wurde 1970 Abfahrts-Weltmeister in Gröden (I), gewann 1972 Olympia-Gold in Sapporo (Japan) und 1976 Olympia-Silber in Innsbruck (A). Nach dem Rücktritt im Januar 1978 blieb Russi mit dem Skisport als Pistenbauer, TV-Co-Kommentator und technischer Berater verbunden. Ausserdem ist er Vorsteher des FIS-Alpin-Komitees und Blick-Experte.

Was auffällt: Viele jammern jetzt schon über den vollen Ski-Kalender. Braucht es noch ein Rennen mehr?
Der Ski-Sport ist auch ein Geschäft, die Organisationen, aber auch die Sportler brauchen Präsenz. Irgendwann ist es zu viel. Für die Athleten und auch für die Zuschauer. Aber das wird der Markt regulieren. Wir können es uns nicht erlauben, mitten im Winter ein Rennwochenende auszulassen. Das wäre wirtschaftlich nicht machbar. Und dieses Rennen schliesst ja eine Lücke Anfang Winter. Je mehr Präsenz, desto besser – vor allem so früh in der Saison. Das ist extrem wertvoll. Und wenn es zu viel wird, müssen die Athleten dann vielleicht auch einmal die Reissleine ziehen und ein Rennen auslassen. Das passiert im Tennis ja auch.

Die wichtigsten Fragen zur Abfahrt in Zermatt

Wann soll gefahren werden?

Die Abfahrt in Zermatt soll jeweils Ende Oktober/Anfang November stattfinden. Damit würde der Speed-Start in die Saison rund einen Monat früher als bisher erfolgen. 2022 soll die Abfahrt erstmals im Europacup oder bei FIS-Rennen auftauchen. 2023 ist denn der erste Weltcup-Start vorgesehen.

Wo befindet sich die Strecke?

Die Abfahrtsstrecke führt vom Gobba di Rollin (3'899 m ü. M.) südlich des Klein Matterhorn in der Schweiz über die Grenze nach Italien nach Laghi Cime Bianche (2'814 m ü. M.) in der Nähe von Cervinia. SIe führt über zwei Drittel über den Gletscher. Der Zugang wird gesichert durch die 3S Bahn von Testa Grigia auf das Klein Matterhorn, die sich momentan noch im Bau befindet.

Wer fährt darauf?

Die Männer und Frauen sollen im Ski-Weltcup am gleichen Wochenende darauf fahren. Wenn auch für die Frauen eine verkürzte Abfahrt angedacht ist. Die Idee: Am ersten Wochenende sollen zwei Super-Gs für Männer und Frauen stattfinden. Am zweiten Wochenende dann die beiden Abfahrten.

Wie spektakulär wird die Abfahrt?

Es wird kein wilder Ritt wie etwa in Kitzbühel, so viel steht fest. Die Abfahrt punktet aber mit der Länge. Sie wird über 4 km lang sein und die Fahrzeit soll in etwa 2:30 Minuten betragen. Also ähnlich wie beim Lauberhorn, der längsten Abfahrt der Welt. «Ich bin den Kurs selber gefahren. Im oberen Teil hat es einen steilen, technischen Sprung», sagt Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann. «Das Mittelstück ist aufgrund des Gletschers eine rechte Gleiterpassage, aber da ist das Highlight der Grenzübergang.» Danach werde es wieder steil, mit einem Sprung in einen felsigen Streckenabschnitt. Lehmann: «Da wird es technisch noch einmal anspruchsvoll.»

Was ist mit den Fans?

«Es ist zu früh um zu sagen, wie viele Fans dann vor Ort sein werden. Es wird sicher nicht so ein riesiger Auflauf sein wie in Wengen oder Adelboden», sagt Franz Julen, Chef der Zermatter Bergbahnenund Initiant der Zermatter Abfahrt. «Auf Laghi Cime Bianchi wird es aber ein Zielstadion geben.» Beim Grenzübergang von der Schweiz nach Italien ist zudem ein Public Viewing vorgesehen.

Wie teuer ist das Projekt?

Konkrete Zahlen sind keine bekannt. «Die Projektkosten halten sich in Grenzen», sagt aber Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann. Da der Kurs grösstenteils über den Gletscher führt, sind nur wenige teure Erdverschiebungen nötig. Auch eine Beschneiungsanlage braucht es zu einem Grossteil nicht und auch die Sicherheit ist einfacher zu erlangen als bei anderen Abfahrten. Somit kann von Investitionen im tiefen einstelligen Millionenbereich ausgegangen werden.

Was ist die grösste Schwierigkeit?

Das Wetter auf 3900 Meter über Meer ist unberechenbar und sorgt für gewisses Kopfzerbrechen. Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann plädiert für Flexibilität bei der Austragung. Und: Im November 2020 wären bis auf einen Tag immer Rennen möglich gewesen, ist man bei den Initianten überzeugt.

Wer steckt dahinter?

Mehrere Stakeholder haben sich für das Projekt zusammengeschlossen. Swiss Ski, der italienische Ski-Verband FISI, die beiden Bergbahnen und die Gemeinden Zermatt und Cervinia sind involviert. Auch die autonome Region Valle d'Aosta und der Kanton Wallis sind mit an Bord. Die Idee stammt von Franz Julen, dem Chef der Zermatter Bergbahnen. Die Strecke kreiert hat Olympiasieger Didier Défago.

Wann soll gefahren werden?

Die Abfahrt in Zermatt soll jeweils Ende Oktober/Anfang November stattfinden. Damit würde der Speed-Start in die Saison rund einen Monat früher als bisher erfolgen. 2022 soll die Abfahrt erstmals im Europacup oder bei FIS-Rennen auftauchen. 2023 ist denn der erste Weltcup-Start vorgesehen.

Wo befindet sich die Strecke?

Die Abfahrtsstrecke führt vom Gobba di Rollin (3'899 m ü. M.) südlich des Klein Matterhorn in der Schweiz über die Grenze nach Italien nach Laghi Cime Bianche (2'814 m ü. M.) in der Nähe von Cervinia. SIe führt über zwei Drittel über den Gletscher. Der Zugang wird gesichert durch die 3S Bahn von Testa Grigia auf das Klein Matterhorn, die sich momentan noch im Bau befindet.

Wer fährt darauf?

Die Männer und Frauen sollen im Ski-Weltcup am gleichen Wochenende darauf fahren. Wenn auch für die Frauen eine verkürzte Abfahrt angedacht ist. Die Idee: Am ersten Wochenende sollen zwei Super-Gs für Männer und Frauen stattfinden. Am zweiten Wochenende dann die beiden Abfahrten.

Wie spektakulär wird die Abfahrt?

Es wird kein wilder Ritt wie etwa in Kitzbühel, so viel steht fest. Die Abfahrt punktet aber mit der Länge. Sie wird über 4 km lang sein und die Fahrzeit soll in etwa 2:30 Minuten betragen. Also ähnlich wie beim Lauberhorn, der längsten Abfahrt der Welt. «Ich bin den Kurs selber gefahren. Im oberen Teil hat es einen steilen, technischen Sprung», sagt Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann. «Das Mittelstück ist aufgrund des Gletschers eine rechte Gleiterpassage, aber da ist das Highlight der Grenzübergang.» Danach werde es wieder steil, mit einem Sprung in einen felsigen Streckenabschnitt. Lehmann: «Da wird es technisch noch einmal anspruchsvoll.»

Was ist mit den Fans?

«Es ist zu früh um zu sagen, wie viele Fans dann vor Ort sein werden. Es wird sicher nicht so ein riesiger Auflauf sein wie in Wengen oder Adelboden», sagt Franz Julen, Chef der Zermatter Bergbahnenund Initiant der Zermatter Abfahrt. «Auf Laghi Cime Bianchi wird es aber ein Zielstadion geben.» Beim Grenzübergang von der Schweiz nach Italien ist zudem ein Public Viewing vorgesehen.

Wie teuer ist das Projekt?

Konkrete Zahlen sind keine bekannt. «Die Projektkosten halten sich in Grenzen», sagt aber Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann. Da der Kurs grösstenteils über den Gletscher führt, sind nur wenige teure Erdverschiebungen nötig. Auch eine Beschneiungsanlage braucht es zu einem Grossteil nicht und auch die Sicherheit ist einfacher zu erlangen als bei anderen Abfahrten. Somit kann von Investitionen im tiefen einstelligen Millionenbereich ausgegangen werden.

Was ist die grösste Schwierigkeit?

Das Wetter auf 3900 Meter über Meer ist unberechenbar und sorgt für gewisses Kopfzerbrechen. Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann plädiert für Flexibilität bei der Austragung. Und: Im November 2020 wären bis auf einen Tag immer Rennen möglich gewesen, ist man bei den Initianten überzeugt.

Wer steckt dahinter?

Mehrere Stakeholder haben sich für das Projekt zusammengeschlossen. Swiss Ski, der italienische Ski-Verband FISI, die beiden Bergbahnen und die Gemeinden Zermatt und Cervinia sind involviert. Auch die autonome Region Valle d'Aosta und der Kanton Wallis sind mit an Bord. Die Idee stammt von Franz Julen, dem Chef der Zermatter Bergbahnen. Die Strecke kreiert hat Olympiasieger Didier Défago.

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