Justin Murisier ist gnadenlos. Gnadenlos ehrlich. Als der damalige Swiss Ski Alpinchef Stephane Cattin im Dezember 2016 den Auftritt seiner Schützlinge beim Riesenslalom in Val-d’Isère als «viel zu passiv» bezeichnet, wird der Mann aus dem Berner Jura von Murisier öffentlich abgewatscht: «Unser Alpinchef macht es sich sehr einfach. Er schaut uns ja immer nur bei den Rennen zu. Im Training hat er uns noch nie besucht. Er hat keine Ahnung, wie wir wirklich arbeiten.»
Jetzt stopft der Walliser dem Österreicher das Maul, welcher von 2013 bis 2014 sein Cheftrainer war. Die Rede ist von Walter Hlebayna. Der gebürtige Salzburger amtiert seit zwei Jahren als Präsident vom Vorarlberger Ski-Verband. In dieser Funktion ist der 55-Jährige auch mitverantwortlich für die Organisation der Parallel-Riesenslalom in Lech. Das ist das Rennen, welches von Marco Odermatt, Loic Meillard und Justin Murisier boykottiert wurde. «So lange die FIS die Regeln von diesem unfairen Format nicht anpasst, macht für uns ein Start in dieser Disziplin kein Sinn» erklärt Murisier im Blick vom 16. Oktober.
Peinlicher Kommentar von Hlebayna
Nachdem Österreichs Kronen-Zeitung diese Story übernimmt, fühlte sich Hlebayna berufen, um auf der Facebook-Seite der «Krone» folgenden Kommentar abzugeben (siehe Bildstrecke): «Ob der Murisieer dabei ist oder nicht interessiert überhaupt keinen.» Peinlich: Hlebayna schreibt dabei nicht einmal den Namen seines einstigen Schützlings richtig. Justin kontert dementsprechend mit einer ordentlichen Portion Ironie: «Danke Walter! Ich vermisse dich sehr…»
Und nun rechnet der 29-Jährige ganz ernsthaft mit seinem Ex-Chef ab: «Wenn ein Kind so etwas schreibt, habe ich kein Problem damit. Aber dieser dämliche Kommentar stammt von einem Mann, der eine Führungsposition inne hat. Das gibt mir sehr zu denken.» Der Klartexter aus dem Val des Bagnes legt nach: «Hlebayna hätte mich ja anrufen können, um mit mir eine anständige Diskussion zu führen. Stattdessen belässt er es bei diesem Facebook-Posting. Richtig schwach!»
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Haariges Denkmal für William Besse
Stark ist dafür die Art und Weise, wie sich Murisier als Riesenslalom-Spezialist in den Speed-Disziplinen entwickelt. In Lake Louise hat der Dritte vom letzten Riesenslalom in Alta Badia im Abschlusstraining einige arrivierte Abfahrer hinter sich gelassen und hat sich damit erstmals für eine Weltcup-Abfahrt qualifiziert.
Bei seiner Premiere in der Königs-Disziplin will der gelernte Forstwart zumindest optisch an den Lauberhornsieger von 1994 erinnern. «William Besse hat damals in Wengen mit einem markanten Schnauzbart gewonnen. Zu Ehren von William trage ich nun auch so einen Schnauz.» Die für heute geplante Abfahrt könnte aber auch aufgrund der mässigen Wetterprognosen zu einer haarigen Angelegenheit verkommen.