Obwohl ihr am Morgen bei der Besichtigung bei 0 Grad ein heftiger Wind ins Gesicht bläst, wirkt Lara Gut-Behrami (33) beim Start des Riesenslaloms in Are ziemlich schläfrig. Oder ist sie übermotiviert? Einerseits löst sie das Starttor bei ihrem Schubstart im Stil von Bode Miller zu früh aus, andererseits driftet sie danach einige Kurven leicht an. Die Folge ist verheerend. Gut-Behrami verliert auf den ersten 15 Fahrsekunden satte 48 Hundertstel auf die Beste, die wie so oft Federica Brignone (34, It) heisst.
Kaum hat das Rennen in Are (Sd) begonnen, ist es für Gut-Behrami schon verloren – zumindest wenn es um die Podestplätze geht. Genau einen solchen Top-3-Platz hätte die Tessinerin gebraucht, um im Kampf um den Gesamtweltcup an Brignone dranzubleiben. Das gelingt nicht – bei weitem nicht.
Brignone, dieses Energiebündel mit dem Tigerhelm, dominiert nach Belieben und gewinnt zum neunten Mal in diesem Winter. Gut-Behrami landet hinter Teamkollegin Camille Rast auf Rang 9. Ihr Rückstand im Rennen (2,52 Sekunden) ist genauso happig wie die neue Lücke im Gesamtweltcup (322 Punkte). Sechs Rennen werden beiden Ski-Oldies noch bestreiten, und angesichts der Stärke Brignones braucht Gut-Behrami wohl ein kleines Ski-Wunder, um zum dritten Mal die grosse Kristallkugel zu gewinnen.
«Nicht einfach, die Lösung zu finden»
Damit beschäftigt sich Gut-Behrami allerdings nicht. Zu Recht, hat sie doch genügend Baustellen, auf die sie sich fokussieren muss. «Ich bin nicht so stabil wie letzten Winter, ich bin seit Saisonanfang auf der Suche nach dem Vertrauen», sagt sie.
Auffallend: Gut-Behramis Timing stimmt oft nicht, sie zieht die Schwünge zu früh an. So wie im zweiten Lauf, als sie mit der rechten Hand heftig am Tor anschlägt und den Stock verliert. «Ich weiss, woran es liegt, und kenne die Lösung. Während der Saison ist es aber nicht einfach, die Lösung zu finden – danach ist es einfacher.»