Eigentlich gibt es für Lara Gut-Behrami (29) an diesem Tag in Val di Fassa nur Grund zur Freude. Sie gewinnt auch die zweite Abfahrt, diesmal gar überlegen. Gleichzeitig vergrössert sie ihren Vorsprung im Gesamtweltcup auf 107 Punkte. Friede, Freude, Eierkuchen also?
Nicht wirklich. Als der Reporter sie nach dem Kampf um die grosse Kristallkugel fragt, wirkt sie angesäuert. «Es ist doch eher unrealistisch, dass man darüber spricht. Ich habe noch fünf Rennen, andere fast doppelt so viele», sagt Gut-Behrami schmallippig.
Vlhova 107, Gisin 275 Punkte zurück
Mit «ihren» Rennen meint die Tessinerin je zwei Super-G und Riesenslaloms, dazu eine Abfahrt. Da kann sie mächtig punkten. Mit den «anderen» spricht sie von Petra Vlhova (Slk), ihrer grössten Verfolgerin im Gesamtweltcup. Und auch von Michelle Gisin, die allerdings bereits 275 Punkte Rückstand hat. Weil Vlhova und Gisin im Gegensatz zu Gut-Behrami auch noch vier Slaloms in ihrem Rennprogamm haben, können sie dort Boden gutmachen.
Dennoch: In Anbetracht von Gut-Behramis Top-Verfassung müssen sich Vlhova und Gisin mächtig strecken, um die Tessinerin noch vom Thron zu stossen. Sie selbst will davon gar nichts hören. Der Gesamtweltcup? «Er ist eher etwas Unwahrscheinliches als etwas Machbares», stapelt sie tief. Ob Gut-Behrami nur so spricht oder auch wirklich so denkt, bleibt ihr Geheimnis.
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Fakt ist, dass die Doppel-Weltmeisterin weiter auf einer Welle des Erfolgs reitet. Sie fährt beim zweiten Rennen in Val di Fassa noch besser als tags zuvor. Die deutlich schlechtere Sicht kommt Gut-Behrami dabei sogar entgegen. Denn: Wo andere zögern, greift sie voll an. Wo andere aufrecht werden, bleibt sie in der Hocke. Und wo andere ausholen, fährt sie engste Radien. «Das diffuse Licht schränkt mich nicht ein. Das liegt daran, dass ich mich so wohl auf den Ski fühle», sagt Gut-Behrami. Und ergänzt: «So macht es extrem Spass.»
Vier Schweizerinnen in den Top 8
Derweil zementiert das Schweizer Frauen-Team mit vier Fahrerinnen in den Top 8 seine Vormachtstellung im Weltcup. Mit 3904 Punkten hat die Equipe schon jetzt mehr Zähler auf dem Konto als im ganzen letzten Winter (3753 Punkte), die Österreicherinnen auf Rang 2 liegen fast 900 Zähler zurück.
Neben Gut-Behrami darf bei Swiss-Ski vor allem Corinne Suter (26) jubeln. Sie wird Zweite und würde mit einem Sieg oder einem zweiten Platz beim Weltcupfinal in Lenzerheide tatsächlich noch die Kristallkugel für den Abfahrtsweltcup gewinnen. Warum? Weil sie nur noch 70 Punkte Rückstand auf die derzeit führende und verletzte Sofia Goggia (It) hat. Michelle Gisin wird gute Siebte und Jasmine Flury starke Achte.