Mikaela Shiffrin (28, USA)? Verletzt. Petra Vlhova (28, Slk)? Auch. Sofia Goggia (31, It)? Ebenfalls out. Dazu Michelle Gisin (30) und Valerie Grenier (27, Ka). Am Samstag beim Riesenslalom in Soldeu (And) fehlten fünf der besten zehn Fahrerinnen im Gesamtweltcup verletzt – für die meisten ist die Saison vorbei. Alles Zufall?
«Ich glaube absolut, dass Müdigkeit zu diesem Zeitpunkt der Saison eine Rolle bei den vielen Verletzungen spielt – auch bei meiner», sagte Shiffrin zuletzt. Nach ihrer Innenband-Dehnung im Knie verzichtet sie auch auf die Rennen in Crans-Montana VS – wann sie zurückkehrt, steht in den Sternen.
Die Top-Stars müssen am Abend ran
Die Verletzungs-Serie kommt für Shiffrin nicht von ungefähr. Ein Problem sieht der US-Star im eng getakteten Rennkalender. 41 Rennen könnten es bei den Frauen bis zum Ende des Winters werden. Das ist zwar viel, aber nicht viel mehr als früher. 2012 wurden 37 und 2016 40 Rennen gefahren.
Shiffrin spricht auch das aus ihrer Sicht happige Rahmenprogramm im Weltcup an. «Neben den Medienterminen und Siegerehrungen gibt es ein volles Abendprogramm – und das während der einzigen 60 oder 90 Minuten des Wochenendes, in denen wir mal essen oder uns erholen können.»
In Crans-Montana stehen zwei Abfahrtstrainings und drei Speed-Rennen an. Am Freitag und Samstag finden auf der Eisbahn zudem ab 18:30 Uhr die Siegerehrungen (Top 6) statt, danach folgen die Startnummernauslosungen (Top 10 der Disziplinen-Weltcupstartliste). Ist das zu viel?
OK versucht, Rücksicht zu nehmen
«Unsere Zeit, die wir zur Erholung haben, wird immer geringer», sagte Lara Gut-Behrami (32) zuletzt. Marco Odermatt (26) sprach sich in der Luzerner Zeitung für nur «eine öffentliche Rangverkündigung und Startnummern-Auslosung pro Weltcup-Ort am Abend» aus.
Kondi-Trainer Florian Lorimier, der unter anderem Camille Rast (24) und Justin Murisier (32) betreut, meint: «Ich verstehe die Kritik der Athleten. Denn die neurologische Müdigkeit darf nicht unterschätzt werden. Es geht um die unbewussten Reflexe, die während eines Rennens eine wichtige Rolle spielen.»
In Crans-Montana denkt man nicht daran, das Programm anzupassen. «Wir erwarten jeweils 3000 Zuschauer, das werden Volksfeste. Für die Fans ist es wichtig, die Ski-Asse auch ohne Helm erleben zu können», so OK-Vize-Boss Hugo Steinegger. Dennoch: Man versucht, alles speditiv zu erledigen.
Mit einem Lächeln ist es besser
Swiss-Ski-Co-CEO Diego Züger hat eine klare Haltung: «Sport ist auch Unterhaltung, die Abend-Events gehören einfach dazu. Man sollte die Athleten nicht übertrieben beanspruchen –gleichzeitig ist es für sie schön, zu sehen, wie der Skirennsport die Massen bewegt. Dazu kommen die TV-Anstalten und die Sponsoren – sie sind ein Motor im Skisport und brauchen Sichtbarkeit.»
Slalom-Altmeister Didier Plaschy (50) ist einverstanden. «Wenn man diese Verpflichtungen mit einem Lächeln und Freundlichkeit angeht, geht sowieso alles leichter von der Hand», so der Walliser.