Für Ursula Bittner, Wirschaftsexpertin bei Greenpeace in Österreich, ist klar: «Die FIS erzählt Wintermärchen, wenn sie behauptet, das Klima zu schützen oder gar klimapositiv zu sein.» Eine ihrer Studien hat ergeben, dass allein die vier alpinen Grossevents in Kitzbühel, Schladming, Adelboden und Sölden bereit 85 Prozent der insgesamt von der FIS für die Disziplin angegebene Emissionen ausmachten. Dies sagt Bittner gegenüber Zeit Online.
Die in der Schweiz beheimatete Non-Profit-Organisation «Protect our Winters», kurz POW genannt, denkt genau gleich. «Wir zweifeln stark an der Logik einer Klimapositivität, wenn das Projekt nur die Abholzung des Regenwaldes verlangsamt», erklärt Nicholas Bornstein, Leiter von POW Schweiz zu Blick.
FIS führt Belohnungsprogramm ein
Betreibt die FIS also Greenwashing? Sprich: Versucht man, durch clevere PR-Methoden ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu erreichen, ohne dass es dafür eine Grundlage gäbe? Blick fragt bei der FIS nach. Entscheidend: Die Schätzung des CO₂-Fussabdrucks des Verbandes stamme aus dem Jahr 2021.
«Sie wird bald aktualisiert», heisst es. Und: «Wir haben eine Umfrage und ein Toolkit entwickelt, um praktische Ratschläge zu geben, wie FIS-Organisatoren ihren CO₂-Fussabdruck reduzieren können. Darüber hinaus wird ein Belohnungsprogramm die FIS-Organisatoren auszeichnen, die von einer Saison zur nächsten die grössten Fortschritte machen.»
50 Prozent weniger Emissionen gefordert
Genauer geht die FIS nicht auf den Greenwashing-Vorwurf ein. Nachhaltigkeit sei zu einem «Schwerpunkt unserer Mission» geworden, schreibt sie. Man arbeite unermüdlich daran, den Fussabdruck zu reduzieren. «Wir werden unser Engagement weiter verstärken und diese Agenda in Richtung der hohen Ambitionen vorantreiben, die wir uns gesetzt haben.»
Für Bornstein ist das nicht genug. «Wir fordern, dass die FIS eine Nachhaltigkeitsstrategie erstellt, in der sie aufzeigt, wie sie bis 2030 eine Emissionsreduzierung um 50 Prozent erreichen kann, so wie sie dies im Rahmen der UN Sports for Climate Action versprochen hat.»
Bornstein lobt zwar die Arbeit der FIS mit Partner Cool Earth. Aber die Daten, wie ein besseres Klima erreicht werden solle, seien intransparent. «Und die Organisation ist ein Unternehmen, das FIS-Präsident Johan Eliasch präsidiert und mitbegründet hat. Die FIS und er haben hier mindestens einen Interessenkonflikt.» Blick konfrontierte die FIS am Freitagmittag mit dem Vorwurf, bekam aber bis am Abend keine Replik.
Sicher ist: Das Thema wird alle Parteien noch lange beschäftigen.