So frenetisch werden Flury und Suter empfangen
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Ankunft im Schweizer Lager:So frenetisch werden Flury und Suter empfangen

Gold-Flury über ihre Motivation
«Ich fuhr nur Rennen, weil es danach Wienerli gab»

Ein Supertalent war Jasmine Flury (29) nie. Doch sie verfolgte ihren Traum und überwand viele Hindernisse. Nun ist die grosse Kämpferin am Ziel: WM-Gold.
Publiziert: 11.02.2023 um 21:37 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2023 um 12:16 Uhr
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Jasmine Flury feiert ihre Goldmedaille mit Vater Georg.
Foto: Sven Thomann

Monstein liegt auf 1620 Meter über Meer, gehört zu Davos und zählt eine Bevölkerung von 200 Personen. Und das Walserdorf hat eine Ski-Weltmeisterin! Jasmine Flury, die in Monstein aufwuchs, holt in Méribel sensationell Gold in der Abfahrt. «Ich kann es kaum glauben. Davon habe ich schon als Kind geträumt», sagt die 29-Jährige und weint Tränen des Glücks. «Ich bin halt nahe am Wasser gebaut.» Wenige Meter daneben steht Flurys Vater Georg, der in Monstein das urchige Wirtshaus «Veltlinerstübli» führt. Auch er wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und meint: «Jasmine musste oft untendurch in ihrer Karriere, hat aber nie aufgegeben. Ich bin so stolz auf sie.»

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Um zu verstehen, wie berührt Georg Flury ist, muss man das Rad der Zeit zurückdrehen. Seine Tochter ist schon als kleines Kind fasziniert vom Schnee. Davon hat es in Monstein genug. «Aber lange musste ich immer die Ski meiner grösseren Schwester, die sie nicht mehr brauchte, anschnallen», sagt sie schmunzelnd. Als Jasmine sieben Jahre alt ist, ändert sich dies. «Wir fuhren mit dem Schneetöff in die Alphütte hoch. Ich war sieben Jahre alt und durfte zum ersten Mal ans Steuer. Mein Vater warnte mich immer, ich solle langsamer fahren. Aber alles ging gut. Oben angekommen, haben wir wunderschöne Weihnachten gefeiert. Vor allem aber habe ich jenes Geschenk erhalten, das ich mir immer gewünscht hatte: ein eigenes Paar Ski.» Jasmine ist so begeistert, dass sie die Latten noch unter dem Christbaum anzieht. «Ich lief einfach mit ihnen im Haus herum.»

22 Jahre sind seit jenem Tag vergangen. Noch immer fährt Flury Ski, 103 Rennen bestritt sie im Weltcup. 2017 gewann sie in St. Moritz – bis heute als erste und einzige Bündnerin. «Damals konnte ich den Erfolg kaum geniessen. Ich war überfordert von der Situation, weil ich ein Mensch bin, der nicht gerne im Mittelpunkt steht. Doch ich habe seither viel erlebt, bin lockerer und feiere diesen Sieg ganz bewusst.» Genau das tut sie in Méribel – am Nachmittag auf der Terrasse des Après-Ski-Mekkas «Foulie Douce» und am Abend bei Ländlermusik der «Swiss House Huismuisig».

Zuerst krank, nun Weltmeisterin

Als kleines Kind träumte Flury zwar von einer Goldmedaille an einem Grossanlass, sie lebte aber – wie könnte es anders sein – im Moment. Sie genoss das unbeschwerte Zusammensein mit ihren Schwestern auf dem Bauernhof, hatte eine Lieblingshenne und führte diese gerne im Leiterwägeli spazieren. Im Winter schliesslich liebte sie es, im Schnee herumtoben und auf den Ski die Hänge hinunter zu düsen. «Eigentlich wollte ich nie wirklich Rennen fahren. Der eigentliche Grund, warum ich trotzdem damit angefangen habe, ist ziemlich speziell», sagt sie lachend. Und führt aus: «Ich fuhr vor allem deshalb, weil es nach den Wettkämpfen Wienerli mit Ketchup gab, sobald man die Startnummer ablegte. Ich habe mich immer riesig auf diese Würstchen gefreut.»

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Auch vor der Abreise nach Méribel gönnte sich Flury – man mag es kaum glauben – einige Wienerli. «Bei meinem Mami. Sie machte eine wunderbare Gerstensuppe dazu.» Zu behaupten, dieses Essen wäre am Ursprung ihres WM-Triumphs gestanden, wäre übertrieben. Das würde Flury auch jetzt, wo sie im «House of Switzerland» herzhaft in eine Bratwurst beisst, nicht behaupten. Vielmehr ging es der Frau, die einst bei den Junioren des FC Davos kickte, vor der WM hundsmiserabel. «Ich lag mehr als eine Woche flach. So heftig hatte es mich noch nie ins Bett gehauen, nicht einmal, als ich Corona hatte.»

Weder beim ersten Abfahrtstraining noch beim Super-G, den sie als 22. (von 31 Klassierten) beendete, fühlte sie sich gut. «Doch dann merkte ich, wie die Energie zurück in meinen Körper floss.» Ihre Erwartungen vor der Abfahrt waren trotzdem nicht riesig. Womöglich war genau dies der Schlüssel zum Erfolg. Flury, die früher oft haderte und an sich zweifelte, fuhr einfach drauflos. «Ich wusste, dass meine Ski gut laufen, und ging ins Rennen, als wäre gar keine WM.»

Den Problemen davongefahren

Die Hüftprobleme, die Flury zu Beginn ihrer Karriere schwer behinderten, sind an diesem strahlend schönen Tag kein Thema mehr. Auch nicht, dass sie oft im Schatten von erfolgreichen Teamkolleginnen stand. Die WM 2021, als sie in der Quali scheiterte und ohne Rennen heimfahren musste, sind ebenso unwichtig wie ihr heftiger Sturz vor der Olympia-Abfahrt in Peking 2022.

Das ist alles vergessen – zumindest für heute. Flury, die grosse Kämpferin, hat es geschafft.

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