Auf einen Blick
- Loïc Meillard verpasst Slalom-Sieg, Henrik Kristoffersen gewinnt in Kranjska Gora
- Tanguy Nef erzielt zweitbeste Karriere-Platzierung als Fünfter im Slalom
- Marco Odermatt führt Gesamtweltcup mit 360 Punkten Vorsprung an
Es ist die längste Durststrecke in der Schweizer Alpin-Geschichte. Seit dem Bündner Dumeng Giovanoli (84) im Winter 1967/68 hat kein Skigenosse die Slalom-Gesamtwertung gewonnen. Doch bei Halbzeit des Slaloms von Kranjska Gora ist Loïc Meillard der kleinen Kristallkugel schon ziemlich nahe – der Weltmeister aus dem Unterwallis liegt in Führung, während Verfolger Henrik Kristoffersen mit sechs Zehnteln Rückstand lediglich auf dem sechsten Platz klassiert ist.
Doch am Nachmittag schlägt der Norweger bei frühlingshaften Bedingungen in heftiger Manier zurück. Der 30-Jährige sichert sich mit einem Traumlauf 24 Stunden nach dem Triumph im Riesen am «Podkoren» auch den Slalom-Sieg. Meillard fällt auf den vierten Rang zurück und liegt damit in der Gesamtwertung bei zwei verbleibenden Rennen 102 Punkte hinter Kristoffersen. Der 28-Jährige ist entsprechend angesäuert: «Ich habe in diesem Rennen eine grosse Chance verpasst, weil ich im Zielhang zu ungeduldig, zu unsauber gefahren bin.»
Deutlich besser gelaunt ist der Genfer Tanguy Nef, obwohl dieser seinen ersten Weltcup-Podestplatz um lumpige 13 Hundertstel verpasst. Aber als Fünfter freut er sich über die zweitbeste Rangierung seiner Karriere. «Mit diesem Ergebnis habe ich meine Position in den Top-15 der Startliste zementiert. Das ist für mich im Hinblick auf die nächste Saison das Wichtigste.»
Nef will Geld für seinen Bruder einfahren
Eine besonders wichtige Rolle spielt im Leben des 28-Jährigen auch sein behinderter Bruder Arsène, der unter dem sogenannten Sotos-Syndrom leidet. Dabei handelt es sich um eine genetische Mutation, die bei der Geburt auftritt und die geistige Entwicklung beeinträchtigt. Das heisst im Klartext: Arsène Nef kann zwar sehr vieles machen, aber er braucht für alles sehr viel länger. Tanguy betont immer wieder, dass ihn das Schicksal seines vier Jahre jüngeren Bruders auf der Skipiste zusätzlich antreibt. «Ich möchte auch deshalb möglichst viel Geld verdienen, damit ich Arsène für immer ein gutes Leben ermöglichen kann.»
Auch Arsène ist ein leidenschaftlicher Skirennfahrer. Bei den Schweizer Special-Meisterschaften hat er schon einmal den Sprung auf das Podest geschafft. «Und nun wird Arsène auch noch ein kleiner Filmstar», erzählt Tanguy ganz stolz. «Mein lieber Bruder wurde in den letzten drei Jahren für eine Doku in seinem Alltag regelmässig von einer Kamera begleitet. Der fertige Film wird schon bald auf dem Streaming-Dienst Play Suisse zu sehen sein.»
Tanguy Nef wird seinen nächsten grossen Auftritt in der übernächsten Woche beim Weltcup-Slalom im norwegischen Hafjell haben. Am kommenden Wochenende werden die Speed-Cracks im benachbarten Kvitfjell zwei Abfahrten und einen Super-G bestreiten. Dann dürfte Marco Odermatt den vierten Gesamtweltcup-Sieg in Serie auch mathematisch fixieren. Aktuell liegt der Nidwaldner im Kampf um die grosse Kristallkugel 360 Punkte vor Kristoffersen. Weil der Wikinger in dieser Saison nur noch vier Rennen bestreiten wird, genügt Odermatt, der voraussichtlich bis am 25. März noch sieben Wettkämpfe bestreiten wird, ein sechster Rang, um alles klarzumachen.