Österreichs Ski-Papst Hans Knauss geht es gerade ziemlich mies. Letzten Sonntag wurde der ORF-Kommentator, der 1999 bei der Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel triumphierte, positiv auf Corona getestet. «Ich hatte in den letzten Tagen ziemlich starke Gliederschmerzen und Fieber», stöhnt der Adelboden-Sieger von 2003 im Telefongespräch mit BLICK.
Körperlich fühlt sich der 50-Jährige mittlerweile zwar schon wieder etwas besser, aber die Einsamkeit in der Quarantäne wirkt sich negativ auf die Ernährung aus: «Nach meinem positiven Test habe ich mein Zuhause zum Schutz meiner Familie verlassen und bin in ein Appartement im Zentrum von Schladming gezogen. Weil mein Potenzial als Koch ungefähr gleich gross ist wie das Abfahrtstalent von Prinz Hubertus von Hohenlohe, ist bei mir das gute Essen in den letzten Tagen viel zu kurz gekommen …»
Knauss glaubt an Odermatt
Dafür hat Knauss in seiner Isolation das letzte Weltcup-Wochenende in Bansko analysiert, bei dem Marco Odermatt mit dem zweiten Rang im Riesenslalom im Kampf um den Gesamtweltcup den Druck auf Alexis Pinturault erhöhen konnte. «Ich glaube fest daran, dass Marco die grosse Kugel gewinnen wird», sagt Knauss.
Seine Erklärung: «Ich glaube, dass Pinturault in diesem Saisonfinale der Sprit ausgeht. Er hat auf mich in den letzten Rennen einen sehr müden Eindruck hinterlassen. Marco wirkt viel spritziger.»
Im Gegensatz zum ORF-Experten glaubt sein ARD-Kollege Felix Neureuther nicht daran, dass Odermatt in den neun verbleibenden Rennen den Rückstand von 210 Punkten noch aufholen kann: «Dazu fährt Pinturault ganz einfach zu konstant. Zudem hat Alexis im Gegensatz zu Marco ja noch zwei Slaloms, wo er ordentlich Punkte machen kann. Und ich traue dem Franzosen sogar zu, dass er beim Finale auf der Lenzerheide selbst in der Abfahrt ein paar Punkte holen kann.»
Berthod: «Pinturault ist verwundbar»
Doch nun stehen am Freitag und Samstag erst einmal zwei Abfahrten in Saalbach (Ö) auf dem Programm, bei denen Pinturault im Gegensatz zu Odermatt nicht starten wird.
Stellt sich noch eine Frage: Wen sieht SRF-Experte Marc Berthod in diesem Kugel-Krimi vorne? «Vor ein paar Wochen hätte ich noch gesagt, dass Pinturault den Gesamtweltcup gewinnt», gesteht der zweifache Chuenisbärgli-Triumphator.
«Doch die letzten Rennen haben gezeigt, dass Alexis verwundbar ist. Odermatt befindet sich jetzt in einer richtig günstigen Jäger-Position, vor allem aufgrund seiner tollen Entwicklung in der Abfahrt. Und für den ganz grossen Coup von Marco spricht nicht zuletzt die Tatsache, dass ihm die Abfahrt beim Finale auf der Lenzerheide besonders liegen müsste.»
