Selten war die Ausgangslage vor einem WM-Rennen derart eindeutig wie vor dem heutigen Super-G der Männer. Die Affiche lautet: Odermatt und Kilde gegen den Rest der Welt! Sechs Super-Gs wurden in diesem Weltcup-Winter bis dato ausgetragen. Vier davon hat der Innerschweizer gewonnen (Lake Louise, Bormio und beide Rennen in Cortina), zweimal hat der Norweger triumphiert.
Bruno Kernen (50) hat als vorletzter Eidgenosse eine Super-G-Medaille bei einer Weltmeisterschaft erkämpft (Bronze 2007 in Are). Für den Berner Oberländer steht fest, dass Didier Cuche heute als letzter Schweizer Weltmeister in dieser Sparte (Val d’Isère 2009) abgelöst wird. «Der Kurs in Courchevel wird ähnliche Passagen beinhalten wie die berüchtigte Doppel-Linkskurve beim letzten Weltcup-Super-G in Cortina. Odermatt war dort der Einzige, der diese enorm schwierige Aufgabe in souveräner Manier gemeistert hat. Kein anderer kann auf derart kurzem Weg einen derart kurzen Radius fahren. Deshalb sehe ich auch in Courchevel keinen, der Marco schlagen kann.»
Odermatt: «Habe im Vorjahr mehr Druck verspürt»
ORF-Experte Hans Knauss (51, Olympia-Silbermedaillengewinner im Super-G 1998) glaubt ebenfalls, dass der Gesamtweltcupsieger im französischen Nobelort gegenüber Kilde im Vorteil ist. «Die Topografie des Hangs und der aggressive Schnee kommen dem Fahrstil von Marco viel eher entgegen als der Fahrweise von Aleksander. Kilde punktet meistens mit seiner enormen Kraft. Aber hier wird eine feine, besonders gefühlvolle Art des Skifahrens verlangt.»
Und obwohl Odermatt noch keine WM-Medaille in seiner Vitrine hat, strahlt er seit Tagen eine fast schon aufreizende Lockerheit aus. «Klar will ich Edelmetall bei dieser Weltmeisterschaft gewinnen. Und natürlich ist auch ein gewisser Druck da. Aber im letzten Jahr habe ich deutlich mehr Druck verspürt», hält der 25-Jährige fest. Odermatts Erklärung: «Seit dem ersten Triumph in Adelboden, dem Olympia- und dem Gesamtweltcupsieg ist alles ein bisschen entspannter. Diese Erfolge kann mir niemand mehr nehmen. Und selbst wenn es bei dieser WM nicht funktionieren sollte, werde ich mich im Frühling mit Sicherheit über acht Weltcupsiege freuen können. Und diese Gewissheit hilft mir enorm.»
Blufft der Titelverteidiger wie in Kitzbühel?
Als Titelverteidiger geht im Super-G wie in der Abfahrt Vincent Kriechmayr an den Start. Der Österreicher bezeichnet sich selber diesmal nicht als Favorit: «Es gibt in diesem Winter im Super-G nur zwei Banken. Und die heissen Odermatt und Kilde.» Aber Vorsicht: Vor drei Wochen hat sich Kriechmayr vor der Hahnenkamm-Abfahrt auch klein gemacht. Am Tag danach hat er seinen ersten Sieg auf der Streif bewerkstelligt.
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