Es ist tief in der Nacht, als in Méribel das Handy vom Blick-Reporter zu vibrieren beginnt. Italiens Ski-Held Christof Innerhofer kann vor lauter Frust offensichtlich nicht schlafen und versendet zwei Whatsapp-Nachrichten.
Die Erste trifft um 02.28 Uhr ein. «Der Wahnsinn ist real geworden», schreibt der Lauberhorn-Sieger von 2013. Welcher Wahnsinn? «Ich darf nicht fahren!» Italiens Team-Leitung hält also an der anfangs Woche getroffenen Entscheidung fest, und setzt bei der WM-Abfahrt neben Team-Leader Dominik Paris (33), Florian Schieder (27, 2. Platz in Kitzbühel) und Mattia Casse (32, 3. Platz in Wengen und Gröden) als vierten Fahrer Matteo Marsaglia (37) ein.
Innerhofers Formkurve zeigt steil nach oben
Zieht man einzig die Weltcup-Ergebnisse in diesem Winter in Betracht, ist diese Entscheidung nachvollziehbar: In der Abfahrt war Innerhofer heuer nie besser als Platz 17 (Kitzbühel), während Marsaglia immerhin den 11. Rang von Wengen vorweisen kann. Ein wichtiges Argument müsste aber auch die aktuelle Formkurve sein. Und während diese bei Marsaglia in den letzten Tagen auch aufgrund von Rückenproblemen nach unten gezeigt hat, gehörte der Super-G-Weltmeister von 2011 im ersten und im zweiten Abfahrts-Trainings in Courchevel zu den überragenden Figuren.
In der Probe vom Mittwoch belegte Innerhofer den zweiten Platz, im Abschlusstraining am Freitag hat der 38-Jährige gar die Bestzeit aufgestellt. Trotzdem muss der Mann mit sechs Weltcupsiegen auf dem Konto heute die Heimreise antreten.
Und das ist tatsächlich der reale Wahnsinn. Schwer nachvollziehbar ist vor allem die Tatsache, dass die Italiener ihre Mannschaftsaufstellung schon vor dem ersten Training fixiert haben. Im Abschlusstraining gibt dann immerhin auch Marsaglia: Der gebürtige Römer wird zeitgleich mit Teamkollege Schieder Dritter.