Die Faszination von Patagonien hat um 1830 bereits den britischen Naturforscher Charles Darwin in den Bann gezogen. Nur der Starke und Fitte überlebt. Das ist die Erkenntnis von Darwin und seiner Evolutionstheorie, die auch von den Beobachtungen in Patagonien geprägt ist.
Die Südspitze Amerikas mit ihrer Steppe, ihren Gletschern und Fjorden und ihrer wilden Natur übt auf Bergsteiger und Abenteurer seit 200 Jahren eine grosse Faszination aus. Eine längere Expedition in diese Breitengrade ist auch schon seit 50 Jahren ein Traum von Bernhard Russi.
Jetzt hat sich die Schweizer Ski-Legende diesen Traum zusammen mit seiner Frau Mari erfüllt. Und sich so sein ganz persönliches Weihnachtsgeschenk gemacht. «Ich war schon als Skifahrer mehrmals in dieser Region. Aber aufgrund meiner Tätigkeiten bei der FIS und beim Fernsehen war eine längere Expedition nicht möglich.»
Das WM-Resultat kommt via Transistorradio
Gestartet hat das Abenteuer in Buenos Aires. Dort bringt sich das Ehepaar Russi mit einem dreitätigen Tango-Kurs so richtig in Schwung. Danach beginnt das Trekking in die Anden, wo das Paar wochenlang unterwegs ist. Bei Wind und Wetter. «Wenn es in der Steppe von Patagonien richtig windet, dann kann man sich nur noch flach auf den Boden legen», so Russi.
Die Königsetappe mit der 16-stündigen Tour auf den Mojon Rojo nimmt Russi nur zusammen mit einem Bergführer in Angriff. «Der König der Berge da unten ist ja der Cerro Torre. Das ist zwar einer der schönsten Gipfel der Welt. Aber enorm schwierig zu besteigen», so Russi. Von Mojon Rojo hat er wenigstens einen tollen Blick auf den Cerro Torre.
Und auf dem Weg nach oben erfährt er auch aus dem Transistorradio eines Mitarbeiters des Naturreservates, dass die Schweiz bei der laufenden WM-Endrunde in diesem Moment Serbien bezwungen hat. Russi hat vor Ort auch das Wehklagen der Argentinier nach der Auftaktpleite gegen Saudi-Arabien miterlebt. Bei den Begeisterungsstürmen nach dem Titelgewinn war er nicht mehr im Land.
Magie der Berge
Denn der Südamerika-Trip führte die Russis auch nach Peru und auf den Machu Picchu und zum Ende für einige Tage nach Costa Rica. Just zum Weihnachtsfest folgte dann die Heimkehr nach Andermatt. Was bleibt, sind viele Erinnerungen. Und die Erkenntnis, dass die Magie der Berge den Olympiasieger und Weltmeister weiterhin fest im Griff hat.
Und darum verwundert es nicht, dass Russi bereits das nächste Abenteuer plant. Die Eigernordwand, das Matterhorn, den El Capitan in Kalifornien hat er bereits bestiegen. «Mein nächstes Ziel heisst Nepal und Tibet», so Russi. Da drängt sich die Frage nach dem Mount Everest auf. «Ich werde nie mit Sauerstoff Bergsteigen. Und ich suche mir wohl eine Destination, die weniger touristisch ist», so Russi.
Aber klar ist: Solange die Füsse tragen rufen die Berge.