In der Geschichte der Hahnenkamm-Abfahrt gibt es zwei Fahrten, die von Experten als perfekt taxiert werden: der Sieglauf von Frankreichs Cyprien Sarrazin (30) im Vorjahr und der phänomenale Streifzug vom Österreicher Stephan Eberharter (55) im Januar 2004. Diese Magie hat der bald 56-jährige Zillertaler am letzten Samstag bei der Bestzeit vom Kanadier James Crawford (27) vermisst. «Ich hätte nicht gedacht, dass Crawford mit dieser Fahrt euren Alexis Monney auf den zweiten Rang verweist, weil er am Hausberg einen kurzen Gegenschwung gemacht hat», sagt Eberharter zu Blick.
Dass der Super-G-Weltmeister Crawford (Startnummer 20) am Ende trotzdem acht Hundertstel schneller war als Monney (Startnummer 4), dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Streif mit der Zeit in einigen Passagen schneller geworden ist.
Der radikale Einschnitt nach der VIP-Party
Der Freiburger hat danach trotzdem gefeiert wie ein Sieger. Nach der offiziellen Siegerehrung ging Monney wie Crawford und der drittplatzierte Alexander Cameron (27) in den Kitz Race Club von Tina Weirathers Vater Harti (Abfahrtsweltmeister 1982). Dort herrscht für die Männer Anzugpflicht. «Weil ich ohne festliche Bekleidung nach Kitzbühel gereist bin, habe ich den passenden Anzug vom Kitzbühel-Sponsor Hugo Boss erhalten», erklärt unser neuer Abfahrts-Held.
Nach der gediegenen VIP-Party, bei der auch Schwedens Fussball-Heiland Zlatan Ibrahimovic (43) mit seiner Frau Helena weilte, musste sich Monney von seinen geliebten, dunkelblonden Locken verabschieden. «Als ich meine Frisur richten wollte, haben mich meine Teamkollegen Marco Odermatt, Marco Kohler und Justin Murisier gepackt, um mir die Haare abzurasieren.»
Rauschendes Fest im «Londoner»
Monneys Teamkollegen haben dies im Auftrag von Abfahrts-Trainer Reto Nydegger getan. «Ich habe mit Alexis beim letzten Weltcupfinale abgemacht, dass er seine ziemlich langen Haare abschneidet, sobald er im Weltcup erstmals den Sprung aufs Podest schafft. Nachdem er in der Altjahrswoche in Bormio die Abfahrt gewonnen und im Super-G den dritten Rang belegt hatte, habe ich gar nicht mehr an diese Vereinbarung gedacht. Aber in Kitzbühel ist es mir wieder in den Sinn gekommen», schmunzelt Nydegger.
Seine erste Nacht als Glatzkopf hat Monney mit seinen Teamkollegen im altehrwürdigen Kitzbüheler Pub «The Londoner» verbracht. Nur so viel sei verraten: Die Ski-Helden haben bis in die frühen Morgenstunden nicht nur jede Menge Bier verspritzt, sondern auch ordentlich Gerstensaft getrunken.