Rein statistisch betrachtet, liefern die Schweizer beim Kitzbühel-Slalom das schwächste Mannschaftsergebnis in diesem Weltcup-Winter ab. Loïc Meillard (28) scheidet aus, Luca Aerni (31) verpasst wie Noel von Grünigen (29) die Qualifikation für den zweiten Durchgang, Marc Rochat (32) und Ramon Zenhäusern (32) müssen sich mit den Rängen 20 und 23 begnügen.
Doch auch dieses Rennen beinhaltet zwei Komponenten, die uns im Hinblick auf den WM-Slalom in drei Wochen Mut machen. Tanguy Nef (28) klassiert sich als Siebter zum dritten Mal in Folge in den Top 8. Zum Sieg fehlen dem Genfer lediglich 44 Hundertstel. «Weil ich in den Jahren zuvor in Kitzbühel immer ausgeschieden bin, hat mir im zweiten Durchgang die allerletzte Risikobereitschaft gefehlt.»
Ähnliches trifft auf Daniel Yule (31) zu, der in beiden Läufen bis zum letzten Streckenabschnitt bei den Schnellsten ist. «Aber beim finalen Übergang habe ich mir leider zu wenig zugetraut.» Und deshalb fehlen dem Walliser zu seinem dritten Kitzbühel-Triumph sechs Zehntel.
Vinatzers Schweiz-Bezug
Am Ende ist es Olympiasieger Clément Noël, der am Ganslern-Hang seinen 14. Weltcupsieg feiert. Der 27-jährige Franzose verweist Alex Vinatzer (25) mit neun Hundertstel auf den Ehrenplatz.
Vinatzer hat einen Schweiz-Bezug. Der Manager des Südtirolers ist der Bündner Giusep Fry, welcher zuvor Beat Feuz und Carlo Janka vermarktet hat. Vinatzer, der bei der letzten WM Slalom-Bronze gewann, ist in Wolkenstein nur ein paar hundert Meter entfernt von der Talstation der Campinoi-Bahn aufgewachsen, welche zum Start der Grödener Saslong-Abfahrt führt. Er kam also schon als Knirps mit den grossen Ski-Stars in Kontakt. «Einmal war ich bei der Startnummernauslosung der Nummern-Bub von Didier Cuche. Für mich ein unvergessliches Ereignis, obwohl mein grosses Jugend-Idol Bode Miller war.»
Dass Vinatzer wie sein amerikanisches Vorbild kein Kind von Traurigkeit ist, demonstrierte er bereits 2019 beim Nachtslalom in Schladming (Ö). Damals löste eine halbnackte Flitzerin im zweiten Durchgang kurz vor Vinatzers Zieleinlauf die Zeitmessung aus. Als die Polizei die Blondine abführen wollte, ging der Italiener dazwischen: «Lasst sie doch, schliesslich war sie heute schneller im Ziel als ich.»