Brian Stemmle (Ka)
Der Trainer und Vater vom fünffachen Gesamtweltcupsiegers Marc Girardelli hat das Unglück im Januar 1989 kommen sehen. «Bei der Steilhangausfahrt hats neben dem Netz einen Graben, der dringend zugeschüttet werden muss. Ansonsten wird hier ein Rennfahrer ganz übel ins Netz fliegen.»
Der damalige Rennleiter Toni Sailer (verstarb 2009) lehnte den Antrag von Senior Girardelli bei der Mannschaftsführung mit den Worten «halt die Klappe, Helmut» ab. Und die mangelnde Einsicht vom dreifachen Olympiasieger von 1956 hätte Brian Stemmle fast das Leben gekostet.
Nachdem der Kanadier mit einem Ski im Sicherheitsnetz eingefädelt hat, erlitt er einen Beckenbruch sowie einen Darmriss. Drei Monate lag er im Spital und musste sich anschliessend einer 18-monatigen Rehabilitation unterziehen. Stemmle verklagte das Organisationskomitee erfolgreich auf Schadenersatz. Der 56-Jährige arbeitet in diesem Winter als Ski-Experte für das kanadische Fernsehen.
Andreas Schifferer (Ö)
Der Lehrersohn aus dem Salzburgenland hat einen ganz besonderen Spruch zur Hahnenkamm-Abfahrt kreiert: «Wenn du hier am Start stehst, bellt dich die Streif wie ein böser Hund an. Und wenn du nicht zurückbellst, dann beisst sie dich.» Schifferer spricht aus Erfahrung, 1996 wurde er von der Streif richtig heftig gebissen – nach einem üblen Abflug bei Zielsprung landete der Abfahrts-Philosoph mit einem Schädel-Hirn-Trauma für drei Tage im Koma.
Schifferer kehrte danach in spektakulärer Manier in den Ski-Zirkus zurück. In der Saison 1997/98 sicherte sich der Mann, der in Aspen aufgrund eines Fahrrad-Diebstahls mit Hermann Maier eine Nacht in der Gefängniszelle verbringen musste, die kleine Kugel für den Sieg im Abfahrts-Gesamtweltcup. 2002 gewann der Lauberhorn-Triumphator von 1998 Olympia-Bronze im Super-G.
Danach ist der Vater einer Tochter immer mehr in die Esoterik abgedriftet. 2003 lernte er den Energetiker Martin Weber kennen, in dem er den Jesus in der Reinkarnation erkannte. Für seinen «Hirten» trennte sich Schifferer von der Lebensgefährtin und dem Kind, begann mit Bäumen zu sprechen und nächtigte auf Stroh. Nach seinem Rücktritt 2006 war er zeitweise Selbstversorger auf einer Alp, jetzt vermietet der 48-Jährige Ferienwohnungen.
Im Ski-Zirkus ist Schifferer schon länger nicht mehr aufgetaucht. Im letzten Jahr hat er aber seinen ehemaligen Zimmerkollegen Rainer Salzgeber, der seit Jahren als Rennchef von Head tätig ist, angerufen. «Das Gespräch mit Schiffi verlief sehr speziell», erinnert sich der Riesenslalom Vize-Weltmeister von 1993. «Schiffi erkundigte sich bei mir nach einem Skischuh, mit dem er auf der einen Seite richtig schnell Skifahren – und den er anderseits bequem beim Après-Ski tragen kann.»
Scott Macartney (USA)
An seinem 30. Geburtstag erlebt der Abfahrer aus dem Bundesstaat Washington die dramatischsten Stunden seines Lebens. Macartney verliert am 19. Januar 2008 beim Zielsprung die Kontrolle und prallt mit dem Kopf auf der pickelharten Piste auf. Die Zuschauer befürchten auch deshalb das Schlimmste, weil der Körper des Amerikaners von Zuckungen durchgeschüttelt wird.
Doch Macartney überlebt diesen Unfall mit einer Hirnblutung und eine Lungenquetschung. Aktuell arbeitet der 44-Jährige als Trainer an einem Ski-Gymnasium in der Region Seattle. Sein ehemaliger Servicemann Sepp Zannon, der seit Jahren die Ski von Dominik Paris präpariert, sagt: «Grundsätzlich geht es Scott sehr gut. Aber dass ihn der Unfall in Kitzbühel dennoch verändert hat, bemerkt man, wenn man ihm eine Frage stellt. Scott benötigt für die Antwort länger als vor dem Sturz.»
Daniel Albrecht (Sz)
Der 22. Januar 2009 gehört zu den schlimmsten Tagen im Schweizer Ski-Sport. An diesem Donnerstag stürzte der amtierende Kombinations-Weltmeister Dani Albrecht mit 138 km/h beim Zielsprung. Es dauerte drei Wochen, bis der Walliser nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma aus dem Koma erwachte. Dennoch hat sich das Ausnahme-Talent noch einmal in den Ski-Zirkus zurückgekämpft. Im Dezember 2010 klassierte sich der Fiescher beim Riesenslalom in Beaver Creek in den Top 20.
Nach seinem Rücktritt 2012 hat «Albright» mit der nach ihm benannten Ski-Kleidermarke den Markt aufgemischt. Seit dem Verkauf seiner Marke ist der ausgebildete Mental-Trainer Besitzer der Mondhaus GmbH. Albrecht vertreibt Häuser, deren Holz bei einer speziellen Mond-Konstellation gefällt wurde.
Und dass sein spezieller Humor bei der Bruchlandung in Kitzbühel nicht kaputtgegangen ist, lässt der 39-Jährige im Umgang mit seiner sechsjährigen Tochter Maria-Luisa durchblicken. «Vielleicht hilft mir der Sturz bei der Erziehung. Sollte ich eines Tages feststellen, dass Maria zu wild und zu schnell über die Skipisten rast, werde ich ihr das Video meines Abflugs zeigen.»
Hans Grugger (Ö)
Am 20. Januar 2011 wird das Leben des Siegers von vier Weltcup-Abfahrten im Training am Hahnenkamm buchstäblich auf den Kopf gestellt. Bei seinem heftigen Aufprall in der Mausefalle erleidet Grugger ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und schwere Verletzungen an der Lunge. Der gelernte Koch und Hotel-Kaufmann schwebt zeitweise in akuter Lebensgefahr.
Mittlerweile geht es dem Salzburger aber wieder sehr gut. Mit dem Comeback im Weltcup hat es zwar nicht geklappt. Dafür hat Grugger die Matura nachgeholt und arbeitet jetzt als Lehrer. Mit der ehemaligen Abfahrts-Spezialistin Ingrid Rumpfhuber hat der «Hans im Glück» eine siebenjährige Tochter und einen vierjährigen Bub.