Die Verwunderung in Italien im letzten Mai war gross. Einige schrien gar auf. Lara Colturi, das 15-jährige Ski-Wunderkind aus Turin, wechselte die Nation. Nichts mehr mit Squadra Azzurra – sie startet ab sofort für Albanien! «Ciao Italia. Was für ein Pech», schrieb die Gazzetta dello Sport. Und heute? Kaum hatte sich der aufgewirbelte Staub etwas gelegt, kündigt Colturi an: «Ich werde in Sölden starten.»

Colturi ist damit eine der jüngsten Fahrerinnen überhaupt, die je im Weltcup debütierten. Bei ihrem Start am Samstag wird sie 15 Jahre und 341 Tage alt sein. Die Deutsche Christa Zechmeister war 1972 noch jünger (15 Jahre und 6 Tage), Mikaela Shiffrin im 2011 allerdings älter (15 Jahre und 363 Tage) und Lara Gut-Behrami bei ihrer Weltcup-Premiere 2007 (16 Jahre und 245 Tage) sowieso. «Shiffrin habe ich schon immer bewundert. Und mit Gut-Behrami habe ich bereits einige Male gesprochen – ihr Vorname gefällt mir sowieso», sagt Colturi schmunzelnd.

Die Mama ist Olympiasiegerin

Zurück zum Nationenwechsel. Man spürt, dass Colturi nicht besonders gerne darüber spricht. Sie weiss, dass jedes Wort eines zu viel sein könnte. «Ich bin in Italien geboren, für meinen Weg ist es aber besser so. Seit ich klein bin, bin ich mit meinen Eltern unterwegs und ich freue mich, dass dies auch künftig so sein wird.» Ihre Familie? Das ist vor allem ihre Mutter Daniela Ceccarelli (47). Die Super-G-Olympiasiegerin von 2002 orchestriert das Privatteam unter dem Namen «Ceccarelli Golden Team».

Weil sie einst in Albanien als Trainerin arbeitete, kam sie zum Doppeladler-Pass – und konnte ihn auch für ihre Tochter beantragen. Colturi sagt: «Auf der Piste ist sie meine Trainerin, daneben meine Mama. Und meine beste Freundin.»

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Ganz offensichtlich fruchtet das Gebilde bislang. Zuletzt gewann Colturi den Südamerika-Cup überlegen. Sie schrieb damit Geschichte, einen ähnlichen Erfolg feierte der albanische Skiverband noch nie. Kann Colturi nach ihren Siegen die albanische Hymne schon auswendig? «Nein, aber ich lerne sie. Und ich spreche einige Wörter», sagt sie.

Siege im Eiskunstlaufen

Übrigens: Beinahe hätte sich Colturi, die das Ski-College Frejus als Fernstudium absolviert, gegen das Skifahren und für das Eiskunstlaufen entschieden. Auch da zeigte sie grosses Talent, gewann mit ihrem Verein in Briançon (Fr) Wettkämpfe. «Ich wollte eigentlich beide Sportarten auf höchstem Niveau machen. Aber die körperlichen Voraussetzungen sind zu unterschiedlich, im Skisport muss ich viel kräftiger und muskulöser sein», so Colturi.

Und was nimmt sie sich für Sölden vor? «Ich habe kein Ziel», sagt sie. Und korrigiert sich: «Doch, ich will einfach Spass haben!» Klappt alles wie geplant, dürfte Colturi auch bei den Slaloms in Levi (19./20.) am Start stehen – vorerst konzentriert sie sich auf die technischen Disziplinen.