Sie waren erbitterte Widersacher. Während sechs Jahren haben sich Marcel Hirscher (33) und Henrik Kristoffersen (28) nach allen Regeln der Ski-Kunst bekämpft. Doch seit diesem Sommer machen der achtfache Gesamtweltcupsieger aus Österreich und der Norweger, der 2019 beim WM-Riesenslalom Hirscher die Goldmedaille weggeschnappt hat, gemeinsame Sache.
Henrik startet am Sonntag beim Weltcup-Opening in Sölden mit Van Deer-Ski, welche von Marcel, dessen Vater Ferdinand und Bruder Leon gebaut werden. «Ich glaube, dass Henrik mit den Hirschers an seiner Seite jetzt noch eine Sekunde schneller fahren wird» verkündete Austrias Ski-Experte Nummer 1, Hans Knauss, nach Kristoffersens Transfer von Rossignol zu Van Deer. Diese Prognose dürfte den Schweizer Ski-Fans nicht gut bekommen, weil der Wikinger ja bereits im letzten Drittel des letzten Riesen-Winters Marco Odermatt ein paar Mal den Meister gezeigt hat – zwei von den letzten drei Weltcup-Riesenslaloms hat Kristoffersen gewonnen.
Die Ansage von Kristoffersens Schweizer Coach
Aber kann der Heisssporn aus dem hohen Norden mit den Hirscher-Latten wirklich noch einmal so viel schneller fahren und Odermatt (6 Riesen-Siege im letzten Winter) vom Riesenslalom-Thron verdrängen? «Henrik fährt derzeit tatsächlich besser als vor einem Jahr», bestätigt Kristoffersens Schweizer Coach Jörg Roten. Der Bruder der ehemaligen Weltklasse Slalom-Fahrerin Karin Roten (46, 2 Weltcupsieger) relativiert aber: «Wir sind noch nicht ganz dort, wo wir mit Henrik hinwollen. Ein paar Details müssen noch verbessert werden.»
Jetzt wird wieder durch den Stangenwald getanzt und die Abfahrtspisten runter gedonnert. Hier findest du alles, was du über die neue Ski-Saison wissen musst.
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«Der härteste Job meiner Trainer-Laufbahn!»
Positiv scheint sich eine typisch schweizerische Mahlzeit auf den Skandinavier auszuwirken. «Henrik und sein Vater Lars sind seit gut einem Jahr totale Raclette-Fans, zweimal im Monat wird in unserem Team Käse gebraten», verrät Roten. Trotz den üppigen Mahlzeiten hat er seit seinem Dienstantritt bei den Norwegern ein paar Kilos verloren. «Die Intensität in diesem Privat-Team ist derart hoch, dass du hier als Trainer unmöglich Gewicht zulegen wirst. Das ist der härteste Job in meiner Trainer-Laufbahn», sagt der 48-Jährige, der zuvor in der Schweiz Top-Stars wie Beat Feuz, Carlo Janka, Dani Albrecht und Wendy Holdener betreut hat. «Wir fordern viel von ihm, aber Henrik fordert auch enorm viel von seinem Staff. Ich muss hier jeden Tag 120 Prozent geben. Aber das macht mir grossen Spass.»