Es war ein Wechsel, der für Kopfschütteln sorgte. Als Camille Rast (24) vor dem letzten Winter ihrem langjährigen Ausrüster Head den Rücken kehrte und zu Salomon wechselte, verstanden das nur wenige. Schliesslich hatte die begabte Walliserin eine starke Saison gezeigt und war kurz davor, sich in der erweiterten Weltspitze zu etablieren. Prompt ging das Experiment schief. «Ich habe dennoch viel gelernt und bin dankbar für die Erfahrungen», sagt die Slalom-Spezialistin heute.
Man merkt sofort: Rast will keine schmutzige Wäsche waschen. Sie ist Salomon dankbar, schliesslich habe der französische Ausrüster sie immer unterstützt. Letztlich blieb der sechste Platz beim Slalom in Zagreb das einsame Highlight ihres Winters. Kein weiterer Top-10-Platz schaute heraus – viel zu wenig für Rasts Potenzial. Wo drückte der Schuh? Ebendieser war das Problem: «Die Skischuhe waren zu aggressiv für mich. Ich hatte Mühe, mich anzupassen. Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir einen neuen Schuh bauen mussten – aber das geht nicht innerhalb von zwei Tagen.»
Rast wirkt befreit
Rast versuchte viel, passte ihr Material immer wieder an, verzettelte sich aber dabei. Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor schmerzte, wie die feinfühlige Athletin verzweifelt um den Anschluss kämpfte. Er meinte: «Da muss sie durch, wir unterstützen sie, wo immer wir können.»
Rast kämpfte vergebens, zog nach der Saison die Reissleine und kehrte zu Head zurück. Sie wirkt nach dem Schritt erleichtert, ja gar befreit. «Das Material kenne ich seit meiner Jugend, ich bin happy.»
«Alles aus der Welt geräumt»
Sie wolle nach vorne blicken, betont die passionierte Mountainbike-Fahrerin. Derzeit trainiert sie mit der Slalom-Gruppe rund um Wendy Holdener (30) im argentinischen Ushuaia. «Im Frühling habe ich zwei Wochen nichts, wirklich gar nichts gemacht. Es war herrlich», blickt sie auf ihre Dubai-Ferien zurück. Die Batterien seien wieder gefüllt.
Es bleibt die Frage: Warum hatte sie eigentlich, scheinbar ohne Not, vor dem letzten Winter von Head zu Salomon gewechselt? «Wir hatten ab und zu sprachliche Missverständnisse, vor allem am Telefon. Wir haben gemerkt, wie wir diese vermeiden, weil wir klarer und deutlicher kommunizieren. Ich bin froh, wieder bei Head zu sein – alles ist aus der Welt geräumt.»