Bis Samstagabend hat Marco Odermatt nicht die besten Erinnerungen mit Palisades Tahoe (USA) verknüpft. Im Vorjahr hat er in Kaliforniens Wintersport-Station, wo 1960 die Olympischen Spiele ausgetragen wurden, von einer heftigen Grippe geschwächt seine letzte «Niederlage» im Riesenslalom kassiert. Marco Schwarz (Ö) verwies Odermatt damals auf den Ehrenplatz.
Obwohl die Weltcup-Saison für Schwarz aufgrund eines in Bormio erlittenen Kreuzbandrisses bereits im Dezember zu Ende gegangen ist, geben sich die Ösis auch bei der Neuauflage des Riesen-Derbys in Palisades (alter Name Squaw Valley) ausgesprochen kämpferisch. «Wir möchten Odermatt schon ein bisschen ärgern», verkündet Stefan Brennsteiner vor dem Start. Doch bei Renn-Halbzeit sind es einmal mehr die ÖSV-Athleten, die sich über ihre riesigen Rückstände auf den Innerschweizer ärgern: Slalom-Weltcup-Leader Manuel Feller liegt 1,79 Sekunden zurück, Brennsteiner kassiert eine Packung von über zwei Sekunden und fällt im Final aus.
Nur einer kann mithalten
Der Einzige, welcher im ersten Akt mit Odermatt mithalten kann, ist Henrik Kristoffersen (No, 29). Der Riesen-Weltmeister von 2019, der in den sechs bisherigen Riesenslaloms vor allem wegen eklatanten Problemen mit der Materialabstimmung ausnahmslos am Podest vorbeifuhr, liegt vor der Entscheidung nur 15 Hundertstel zurück.
Dieses Duell beinhaltet besonders viel Brisanz, weil der dreifache Schweizer Sportler des Jahres in den letzten Jahren nie ein Geheimnis daraus gemacht hat, dass Kristoffersen nicht zu seinen besten Kollegen gehört. Vor der letzten WM in Courchevel wurde er im grossen SonntagsBlick-Interview gefragt, ob er mit einem zweiten Rang hinter dem eloquenten Aleksander Aamodt Kilde besser leben könnte als mit dem zweiten Platz hinter dessen verbissenem Landsmann Kristoffersen. Odermatts Antwort: «Das stimmt. Zweiteres ist ein No-Go …»
Schweizer Team glänzt
Doch dieses Szenario bleibt dem 26-Jährigen in Palisades erspart – obwohl Kristoffersen im zweiten Lauf eine mega Zeit vorlegt (1,25 Sekunden vor dem Dritten River Radamus) rettet Odermatt 12 Hundertstel ins Ziel und feiert den 10. Riesen-Sieg in Serie – seinen 35. Weltcupsieg. Damit hat der Jahrhundert-Athlet den Gesamtweltcupsieg nun auch rechnerisch auf sicher.
Grund zur Freude haben auch Odermatts-Teamkollegen Thomas Tumler, Gino Caviezel und Loïc Meillard welche die Ränge 4 bis 6 belegen.