Als Rennfahrer machte sich Didier Défago (46) mit seiner aussergewöhnlichen Linienwahl unsterblich. 2009 gewann der Unterwalliser innerhalb von einer Woche die beiden Abfahrts-Klassiker am Lauberhorn und in Kitzbühel, 2010 triumphierte er bei der Olympia-Abfahrt in Vancouver. Jetzt arbeitet der gelernte Hochbauzeichner neben seiner Tätigkeit als CEO für die WM 2027 in Crans Montana VS auch als Pistenbauer für die FIS.
Die Planung der Zweiländer-Abfahrt in Zermatt-Cervinia sollte sein Meisterstück werden. Aufgrund einer Expertise der Walliser Baukommission (KBK) kommt nun der Verdacht auf, dass Défago bei dieser Tätigkeit ein Linienfehler unterlaufen ist. Die KBK schreibt in einer Medienmitteilung, dass ein Teil der Installationen für die Weltcup-Rennen in Zermatt auf einer sehr geringen Fläche ausserhalb der genehmigten Ski-Zone liege.
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Abfahrts-Legende und Blick-Kolumnist Bernhard Russi (75, Weltmeister 1970, Olympiasieger 1972) hat vor Défago während Jahrzehnten für den internationalen Ski-Verband Rennstrecken designt. Russi erklärte bereits im letzten Sonntagsblick, wie solche Ungereimtheiten entstehen können. «Wenn in einem Zonenplan in einem gewissen Massstab eine Linie eingezeichnet ist, kann es ganz heikel werden, wenn man zum Beispiel vom Massstab 1 zu 25'000 auf den Massstab 1 zu 1000 wechselt. Ein Strich, der bei 1 zu 25'000 eigentlich noch ganz am richtigen Ort war, kann in einer grösseren Skala oder vor Ort plötzlich leicht verschoben sein.»
Fragwürdiges Verhalten der Baukommission
Gerade deshalb ist es kaum nachvollziehbar, dass bis jetzt kein Vertreter der Baukommission Vermessungen direkt auf dem Weltcup-Areal vorgenommen hat. Das Wetter sei in den letzten Tagen für den Flug auf den Theodulgletscher zu schlecht gewesen, heisst es in der schriftlichen Erklärung. Ein Blick-Video belegt allerdings, dass der Himmel über dem Zermatter-Gletscher am letzten Sonntag strahlend blau war.
Aber wie auch immer: Gemäss Blick-Informationen ist die Zermatter Weltcup-Premiere vom 11. November trotz der neuerlichen Misstöne nicht in Gefahr. Insider versichern, dass sich die Streckenführung ganz einfach anpassen lasse, falls sich bei den Nachmessungen der minimale Planungsfehler bestätigen sollte.
Und für den Fall, dass die Walliser Baukommission weitere Vorbehalte anmelden sollte, liegt in der Schublade vom OK gemäss Blick-Informationen ein Notfallplan. Der Start der Abfahrt könnte vom Schweizer Abschnitt auf italienischen Boden verschoben werden. Die italienischen Behörden haben ihre Bewilligung längst erteilt. Darauf angesprochen sagt OK-Boss Julen: «Unser Fokus ist und bleibt, die Rennen wie geplant durchzuführen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.»