Die Skisaison ist seit ein paar Wochen zu Ende, weshalb Ramon Zenhäusern sich aktuell in den Ferien befindet. «Wobei mein Beruf mein Hobby und meine Erfüllung ist. Ich sage immer, dass ich eigentlich das ganze Jahr Ferien habe», meint der 32-Jährige. Für eine Auszeit von den Ferien reist der Walliser Mitte Mai mit dem Slalom-Weltcup-Team an den Gardasee, um sich dem Element Wasser für einmal nicht im gefrorenen, sondern im flüssigen Zustand zu widmen.
Dabei ist der Slalomfahrer gerade aus dem höchsten Kader geflogen. Wegen mangelnder Resultate wurde Ramon Zenhäusern, der bisher sechs Weltcuprennen gewann, vom Slalom-National-Team ins A-Kader zurückgestuft. «Dies war keine Überraschung für mich und auch nicht grundlos. Ich hatte körperliche Probleme», sagt er gefasst. «Aber eine verpatzte Saison zu haben, ist klar niederschmetternd.» Die Situation ist für ihn nicht neu. Schon vor zwei Jahren fuhr er eine Saison im A-Kader, kämpfte sich aber 2022/2023 erfolgreich zurück. «Ich habe damals mehr gelernt als in den ganz erfolgreichen Jahren. Niederlagen machen einen stärker», analysiert er rückblickend und fügt schelmisch hinzu: «Das Leben hat Höhen und Tiefen – ausser bei Marco Odermatt.»
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«Nichts ist unmöglich»
Seine Tiefen verarbeitet Ramon Zenhäusern am besten in der Natur. Zudem arbeitet er seit 2017 mit Sportpsychologe Frank Trötschkes. «Das ist sehr spannend für mich. Im ganzen Prozess lerne ich auch immer wieder Dinge über mich.» So hat er mittlerweile erkannt, dass er eigentlich als Person mehr Ruhe und Zeit für sich braucht, um alle Eindrücke verarbeiten zu können. «Ich nehme einfach viel wahr und erlebe auch viel.» So musste er, der zuerst schaut, dass es allen anderen gut geht, lernen, sich abzugrenzen.
Keinesfalls lässt ihn die erneute Rückstufung an seiner Erfüllung, dem Skirennsport, zweifeln. Ramon Zenhäusern lebt nach dem Motto «Nichts ist unmöglich», was der Zwei-Meter-Hüne schon früh wegen seiner Grösse gelernt hat. «Alle meinten, mit meiner Körperlänge sei es unmöglich, erfolgreich Slalom zu fahren.» Den Skeptikern hat er längst das Gegenteil bewiesen. «Und dass es im Leben auf und ab geht, ist menschlich. Das Wichtigste ist, gesund zu bleiben. Solange ich gesund bin, der Körper mitmacht und ich Freude habe, kann ich nicht zurücktreten», sagt Ramon Zenhäusern klar. «Ich versuche, das Leben hier positiv zu sehen, daraus zu lernen und zu antizipieren, um die Zukunft zu verbessern.»
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Starke familiäre Bande
Neben den Ferien mit dem Ski-Team sind auch freie Tage mit der Familie geplant. Seit über zwanzig Jahren geht es jedes Jahr nach Griechenland. «Meine wichtigsten Menschen sind sicher meine Eltern, Schwester, und auch mit meinen Grosseltern bin ich sehr eng. Sie geben mir viel Kraft und Verbundenheit.» Wenn er mal im Wallis ist, logiert er bei den Eltern in Visp oder im familiären Feriendomizil in Bürchen. «Aber mit dem Skifahren und im Sommer mit dem Wassersport bin ich sowieso ständig unterwegs.» Ansonsten verbringt er Zeit bei seiner Freundin, mit der er seit bald einem Jahr liiert ist, oder besucht seine Schwester Romaine (30) und ihre dreieinhalb- und eineinhalbjährigen Kinder in Schinznach AG. Im September wird er zum dritten Mal Onkel. Vom Ältesten, Leon, ist er zudem Götti. «Es ist mega faszinierend mit meinen Neffen. Wir blödeln meistens», erzählt er mit einem Lachen. «Meine Schwester hat mir schon gesagt, ich müsse mich etwas zusammenreissen, damit es nicht auch ohne mich daheim ausarte.»
Regelmässige Abstecher zu seinen Grosseltern sind Ramon Zenhäusern wichtig. Vergangenen Sommer ist sein Grossvater verstorben. Umso öfter geht er nun bei Grosi Olga zum Essen vorbei. Dann gibts «Gsottus» – Chabis mit Rippli und Siedfleisch. «So muss ich nicht kochen.» Auch zu den Grosseltern väterlicherseits hegt er engen Kontakt. «Meine Mutter war viel mit meiner Schwester unterwegs, da sie regelmässig an internationalen Tennisturnieren im Ausland spielte. So besuchten mein Vater und ich in diesen Zeiten oft die Grosseltern.» Seinen 90-jährigen Opa nimmt er denn auch, so oft es geht, an Anlässe oder zu seinem Hobby mit. Dann schaut dieser seinem Enkel zu, wie er übers Wasser gleitet. «So kommt Opa ein bisschen raus. Die Zeit mit ihnen dauert nicht mehr ewig.»
In der Freizeit auf Gewässern
«Ich mache sehr gerne Wassersport», sagt Ramon Zenhäusern. Wind- oder Kitesurfen, Katamaran fahren. «Vor zwei, drei Jahren habe ich auch angefangen mit Foilen, Kite-, Wing- und Pumpfoilen», sagt er. Foil ist der neueste Wassersporttrend. Mit dem Foilbrett schwebt man über, nicht auf dem Wasser und benötigt daher weniger Windstärke, um vorwärtszukommen. «Was mich fasziniert, ist, dass man sich dank der Kraft der Natur, also des Windes, fortbewegt.» Skifahren sei ähnlich, da kämen die Schwerkraft sowie die Zentrifugalkraft mit ins Spiel. Zudem muss eine Sportart für ihn «wirtschaftlich sein», sprich: Kraftaufwand und Spassertrag müssen sich die Waage halten. Stundenlanges Paddeln für zehn Sekunden Fahrt auf der Welle, wie es beim Wellenreiten der Fall ist, sei nichts für ihn. «Da kommt der Ökonom in mir durch», sagt Zenhäusern, der 2019 sein Wirtschaftsstudium an der Fern-Uni Schweiz abschloss.
Aber auch ein sportliches Talent muss bei gewissen Disziplinen immer wieder bei null anfangen, um Erfolge zu erzielen. «Beim Wassersport lerne ich ständig neue Dinge. Am Anfang fliege ich x-mal aufs Maul, aber dann erlebe ich kleine Schritte des Erfolgs, und irgendwann beherrsche ich es. Dieser Lernprozess ist für mich sehr erfüllend.»
Er liebt das Risiko
Und Ramon Zenhäusern geht auch immer mal wieder Risiken ein. «Das ist mein Ding, ich bin ein Abenteurer und gerne in den Bergen, wo es einiges zu erleben gibt», sagt der Walliser. «Aber ich empfinde das Risiko, das ich eingehe, immer als absehbar und mache nichts Fahrlässiges.» So ist er schon aus einem Heissluftballon gesprungen, ging zum Paragliding, probierte Bungee-Jump und Riverrafting aus. Für die 3+-Sendung «To Be Wild» schwingt er sich nun am Seil durch Schluchten. Mit Show-Gastgeber Fabien Rohrer (48) lässt er sich auf ein Abenteuer mit viel Adrenalin ein und stürzt sich in Grindelwald beim Canyon-Swing die Felsen hinunter. «Ich könnte es tausendmal machen», meint Zenhäusern. «Aber beim ersten Mal kam mir schon das Herz ins Stocken, weil ich nicht wusste, wie lange der freie Fall ist.» Doch das Gefühl von Adrenalin ist der Profisportler von Berufs wegen gewohnt. «Auch im Slalom muss ich mich trauen, wenn ich wirklich vorne mitfahren will. Wir müssen bei den Rennen über die Zone des Kontrollierbaren gehen.»
In Bewegung bleiben, das wünscht sich Ramon Zenhäusern auch für seine Zukunft. «Ich habe schon das Gefühl, dass Bewegung wirklich essenziell und das beste Medikament gegen alles ist.» So wird er – ob auf dem Schnee, in den Schluchten oder surfend – weiterhin ein aktives Leben mit viel Adrenalin führen. Und sollte es dann in ein paar Jahren mit der Profi-Skikarriere vorbei sein, dann hofft er, eine neue Erfüllung zu finden. «Das Schönste wäre für mich, wenn ich bis ins hohe Alter Sachen machen könnte, welche mich mit ebenso grosser Freude wie das Skirennfahren erfüllen.»