Der Winter ist noch weit weg. Könnte man meinen. Für Ski-Star Lara Gut-Behrami (30) hat er aber bereits begonnen – sie zieht ihre Kurven in den Theodulgletscher oberhalb von Zermatt VS. Körperlich ist die zweifache Weltmeisterin von Cortina bereits gut drauf. «Das Kondi-Training war gut, die Fortschritte sind sichtbar, und wir sind happy mit ihrer physischen Verfassung», sagt ihr Trainer Alejo Hervas.
Der Spanier muss es wissen. Zwei Wochen lang trimmte Hervas seinen Schützling zuletzt in seiner Heimatstadt Granada. In ihrer wenigen Freizeit besuchte Gut-Behrami die berühmte Stadtburg Alhambra, zwischendurch war sie mit einem gemieteten Töff unterwegs, und sie erholte sich am Pool von den schweisstreibenden Trainings.
Gut-Behramis Verbindung zu Spanien ist nicht nur wegen Hervas gegeben. Nein, ihr Ursprung liegt fast zwei Jahrzehnte zurück. Als Gut-Behrami elf Jahre alt war, trainierte sie im Sommer mit der damaligen Weltklasse-Riesenslalomfahrerin Maria José Rienda Contreras (6 Weltcupsiege) – Hervas war ihr Trainer. Und siehe da: Vor wenigen Tagen trafen sich Gut-Behrami und Rienda, um über alte und aktuelle Zeiten zu plaudern.
Olympia-Gold fehlt Gut-Behrami noch
Das ist vorbei. Derzeit trainiert Gut-Behrami im Wallis für Sölden – der Saisonauftakt ist bereits in gut zwei Monaten. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Welchen Fokus wird sie im nächsten Winter setzen? Im Gesamtweltcup wurde sie in der letzten Saison Zweite hinter der Slowakin Petra Vlhova. Es wäre also ein schönes Ziel, nach 2016 zum zweiten Mal die grosse Kristallkugel zu gewinnen.
Wichtiger dürfte es für sie allerdings sein, keinesfalls ausgebrannt nach Peking zu fliegen – vom 4. bis 20. Februar 2022 finden die Olympischen Spiele statt. In China hat Gut-Behrami die Chance, die ihr noch fehlende Goldmedaille zu holen. Hervas: «Nichts kann ohne gute physische und technische Voraussetzungen erreicht werden. Und natürlich nicht ohne Gesundheit. Der Rest ist die Folge dieser Faktoren.»
Alles läuft nach Plan
Tönt wenig konkret, aber durchaus optimistisch. Gut-Behrami ist jedenfalls im Fahrplan. Das bestätigt auch Technik-Chef Alois Prenn: «Ihr Riesenslalomschwung sah schon gut aus. Sowohl körperlich als auch technisch hat sie keinerlei Probleme.» Das dürfte der einen oder anderen Konkurrentin Kopfzerbrechen bereiten. Denn: Gut-Behrami hat im letzten Winter gezeigt, wozu sie in der Lage ist, wenn die Puzzleteile zusammenpassen. Zu fast allem.
So läuft das Sommertraining bei Swiss-Ski:
Was macht ein Skifahrer eigentlich im Sommer? Es gibt kaum eine Frage, die die Athleten mehr ärgert. Kein Wunder: Für die meisten beginnt der neue Winter schon im Frühling, wo ausgiebig neues Material getestet wird. Danach gehts in die Ferien. Aber nicht für lange! Die Speedfahrerinnen bei Swiss-Ski kommen bis zum Saisonstart am 23. Oktober in Sölden auf bis zu 16 Wochen Konditionstraining – viele davon in Magglingen. Auf den Ski feilen sie während knapp 50 Tagen an ihrer Form. Dazu kommen Materialtests – unter anderem im Windkanal –, Sponsoren- und Medientermine. Heisst: Langweilig wird es einem Skifahrer im Sommer nie.