Mathias GermannReporter Sport

Eine Trainingsweltmeisterin ist Joana Hählen nicht. «Als Bernerin gehe ich es eher gemütlich an», sagt sie schmunzelnd. Die Wahrheit ist: Mit bald 31 Jahren weiss Hählen genau, worauf sie sich fokussieren muss. Und sie kann im Rennen immer noch einmal eine Schippe drauflegen. Auch in Cortina? Die Trainingsränge 25 und 11 werden sie jedenfalls nicht beunruhigen.

Noch wartet Hählen auf ihren ersten Sieg auf der grossen Ski-Bühne. Gleichzeitig surft die Speed-Spezialistin – zuletzt wurde sie beim Super-G in St. Anton (Ö) Zweite – auf einer Erfolgswelle. Das ist bildlich gesprochen, klar. Doch Hählen hat tatsächlich eine besondere Beziehung zu Wasser und zu Wellen. Im Sommer ist sie regelmässig auf Surfbrettern unterwegs, zuletzt im Meer vor Costa Rica. «Als Skirennfahrerin habe ich zwar ein gutes Gleichgewichtsgefühl auf dem Brett. Das Schwierigste ist jedoch, die Welle richtig zu erwischen. Man muss zuerst am richtigen Ort sein und dann schnell paddeln, ehe man aufsteht. Es gab Tage, da schaffte ich nur eine Welle pro Stunde.»

Das Surfen lernte Hählen vor dreieinhalb Jahren in Indonesien. Sie stand aber auch schon im Atlantik vor Spanien auf den Brettern. «Dort war das Wasser 14 Grad kalt, da musste ich etwas leiden», sagt sie. Angst hatte Hählen dabei nicht. «Wenn man hinfällt und von der Welle erfasst wird, kommt es vor, dass man zehn Sekunden im Wasser ist. Da darf man nicht Panik bekommen.»

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Hauptsache Wasser

Hählen liegt sowohl in der Abfahrt als auch im Super-G in den Top 10 der Disziplinenwertungen. Die Selektionskriterien für die WM in Méribel (Fr) hat sie längst erfüllt. «Schön, dass dieser Druck weg ist», findet sie. Sicher ist: Ihr Gleichgewichtsgefühl ist ein grosser Trumpf. Diesen schult sie im Sommer übrigens nicht nur im Meer. Hählen beherrscht auch Wakeboarding hinter einem Motorboot und Bungeesurfing – dafür fixiert man ein Gummiseil an einer Brücke, lässt sich auf einem Surfbrett im Wasser nach hinten ziehen und braust surfend zurück. Beides macht sie gerne mit ihrem Freund und ihrer Zwillingsschwester Simona.

In Cortina will sich Hählen nun den letzten Schwung für die WM holen – und weiter auf ihrer Erfolgswelle surfen.

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