Sie spricht leise, doch ihre Worte haben Gewicht. «Ich habe nicht vor, aufzuhören», sagt Lara Gut-Behrami (30) im Zielraum von Lenzerheide. Heisst: Die Schweizer Ski-Fans dürfen sich auch in der kommenden Saison auf Grosstaten der Tessinerin freuen. Zwar ist diese Entscheidung noch nicht definitiv, Gut-Behrami wird sich im Frühling nochmals Gedanken machen. Aber: Die Tendenz ist klar – sie hängt mindestens noch einen Winter an.
Gut-Behramis Ankündigung ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Erstens hat sie vor kurzem mit der Olympia-Goldmedaille im Super-G ihre einzige Karriere-Lücke gefüllt. Zweitens ist sie finanziell abgesichert. Drittens definiert sich längst nicht mehr durchs Skifahren («Es gibt andere wichtige Dinge im Leben»). Und viertens: Sie hat einen sehr komplizierten Winter hinter sich, der zuweilen frustrierend war. «Ich bin seit eigentlich seit November krank», sagte sie zuletzt. Und jetzt: «Meine Stimme ist zurück, das ist schon positiv. Aber ich kann nicht sagen, dass ich mehr Energie habe als letzte Woche.»
Saison-Abbruch war ein Thema
Gut-Behrami überlegte sich nach ihrer Rückkehr aus China, die Saison abzubrechen. «China hat viel Energie gekostet – mental und körperlich. Nun muss ich noch 15 Tage durchbeissen, dann ist die Saison vorbei.» Auf die Nachfrage, ob sie eine Erklärung für ihre gesundheitlichen Rückschläge der letzten Monate habe, meint sie: «Es kostet mich mehr Energie als noch mit 18 Jahren, um zu regenerieren. Damals hätte ich die Krankheit und Müdigkeit nicht so mitgeschleppt während des Winters.»
Daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern. Dessen ist sich Gut-Behrami bewusst. Genau darum sagt sie: «Sollte ich weiterfahren, muss ich sicher schauen, dass ich das Ganze noch besser plane. Ich muss schauen, was ich optimieren kann.»
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Wer nun meint, dass die zweifache Weltmeisterin die eine oder andere Disziplin auslassen wird, täuscht sich. «Es wäre blöd, zu wählen. Ich wüsste nicht, ob ich die Abfahrt oder den Riesenslalom seinlassen soll», sagt sie schmunzelnd.
Doppel-Rennen würde Fahrerinnen entlasten
Vielmehr hofft Gut-Behrami, dass der Weltskiverband FIS den Ski-Kalender anders organisiert. So wie zum Beispiel im Winter 2020/21, als man ganz bewusst an einem Wochenende zweimal die gleiche Disziplin austrug. Damals hatte Gut-Behrami bei Doppel-Slaloms wenigstens ein freies Wochenende, um herunterzufahren. «Das kam nicht nur mir, sondern auch anderen entgegen. Ich fände es gut, wenn man es wieder so machen würde», sagt sie.