Alexander Steen Olsen (23) verknüpft keine guten Erinnerungen mit seinem letzten Aufenthalt in der Schweiz. Das hat mit seinen Erlebnissen vom 7. Januar 2024 im Berner Oberland zu tun.
Am Adelbodner Chuenisbärgli steht der Slalom auf dem Programm. Steen Olsen fährt im ersten Durchgang grandios, bei Halbzeit liegt der Norweger mit einem Vorsprung von fünf Hundertsteln auf seinen Landsmann Atle Lie McGrath an der Ranglistenspitze. Was aber rund zweieinhalb Stunden später passiert, sucht in der bald 58-jährigen Geschichte seinesgleichen.
Als der 23-jährige Wikinger seinen zweiten Lauf in Angriff nehmen will, wird er zurückgehalten. Denn unglaublich aber wahr: Der Startrichter glaubt, dass das Rennen bereits vorbei ist!
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Doch das ist ein Irrtum. «Weil im ersten Durchgang der US-Amerikaner Benjamin Ritchie und der Spanier Joaquim Salarich zeitgleich den 30. Rang belegten, haben sich nicht wie üblich 30, sondern 31 Athleten für den finalen Durchgang qualifiziert», erklärt Jean-François Jond (55), Team-Manager von Steen Olsens Ausrüster Rossignol. «Und offenbar war sich der Startrichter dessen nicht mehr bewusst, als Steen Olsen als 31. an den Start gekommen ist.»
Nach Start-Intermezzo geht nichts mehr
Es dauert gut eine Minute, bis das Missverständnis geklärt ist und der Junioren-Weltmeister von 2022 nach der Funk-Intervention von FIS-Rennleiter Markus Waldner doch noch starten darf. Aber weil er aufgrund von diesem unhaltbaren Start-Intermezzo den Fokus aufs Rennen verloren hat, kommt er nur sechs Tore weit – dann fällt das Mega-Talent aus Oslo nach einem Innenski-Fehler aus.
Der herausragende Techniker steht danach wochenlang komplett neben der Spur und scheidet auch bei den Slaloms in Wengen und Kitzbühel nach wenigen Toren aus.
In Sölden geht der Fokus nicht verloren
Zum Auftakt in den WM-Winter 2024/25 werden die Nerven des Youngsters in Sölden erneut auf eine harte Probe gestellt: Als Halbzeit-Leader muss Steen Olsen wie in Adelboden am Start über eine Minute lang warten, bis er sich endlich auf die Piste katapultieren darf. Diesmal liegt das aber nicht am Startrichter, sondern am Sturz des Kroaten Filip Zubcic.
Doch in dieser Situation bleibt der Nordländer eiskalt und fährt eineinhalb Jahre nach dem Slalom-Triumph in Palisades Tahoe auf dem Rettenbach-Ferner seinen ersten Weltcupsieg im Riesenslalom ein. «Im Gegensatz zum letzten Winter habe ich in dieser Situation den Fokus aufs Skifahren nicht verloren. Ich bin sehr glücklich, dass mir das diesmal gelungen ist.» An den komplett verwirrten Startrichter vom Chuenisbärgli richtet Alexander Steen Olsen im Nachhinein kein einziges, böses Wort – dafür ist dieser geniale Bursche viel zu anständig.