Seit letztem Frühling gehört Tanguy Nef (25) zum Kreis der ganz grossen Skirennfahrer. Zumindest was das Material anbelangt. Von Fischer hat der Genfer zu Head gewechselt, wo neben Abfahrts-König Beat Feuz auch Gesamtweltcupsieger Alexis Pinturault, Doppel-Olympiasieger Matthias Mayer und der zweifache Weltmeister Vincent Kriechmayr unter Vertrag stehen.
Der Slalom-Spezialist, der im letzten Weltcup-Winter drei Top-Ten-Ränge realisierte, wird seit seinem Marken-Wechsel von einem der illustersten Servicemänner im Ski-Zirkus betreut. Sein Name: Alex Martin. Die letzten zehn Jahre hat der schrille Vorarlberger die Ski von US-Riesen-Hero Ted Ligety (37) präpariert.
«Es gibt zwei Punkte, in denen mich Tanguy an Ted erinnert», verrät Martin. «Weil Tanguy Jahre lang in den USA auf einem College war, hat er viel von der amerikanischen Mentalität angenommen, vor allem die Lockerheit. Zudem gibt mir Tanguy genau wie früher Ted nach Ski-Tests ein sehr exaktes Feedback. Er spürt genau, was funktioniert und was nicht passt.»
Der 49-Jährige hat in seiner beruflichen schon die verrücktesten Dinge erlebt. So wie vor ungefähr 15 Jahren, als er für ein paar Tage dem Milliardär und heutigen FIS-Präsidenten Johan Eliasch zur Seite stand.
Schrille Zeiten mit Eliasch und Ailton
«Johan war damals um die 40 Jahre alt und glaubte ernsthaft, dass er es mit einem intensiven Trainings-Camp und dem besten Material doch noch bis in den Weltcup schaffen könnte. Deshalb hat er mich kurzfristig als Servicemann verpflichtet.» In dieser Phase hatte Martin und der britische Geschäftsmann ein eher unsportliches Ritual: «Wenn Johann nach einem Trainingslauf abgeschwungen hat, hat er mir regelmässig eine Zigarette ausgerissen.»
Zwischen 2004 und 2009 hat Martin als Sport-Koordinator beim österreichischen Bundesligisten SCR Altach auch Erfahrungen mit einem brasilianischen Fussball-Millionär gemacht. «Als Brasiliens Stürmer-Legende Ailton seinen Vertrag in Altach unterschrieb, war der Schweizer Urs ‹Longo› Schönenberger Trainer», erinnert sich Martin. «Longo wollte den namhaften Neuzugang nicht spielen lassen, weil er mit Ailtons Fitness unzufrieden war. Als Schönenberger entlassen wurde, hat Ailton in 10 Spielen sieben Tore geschossen.»
Nun hofft Alex Martin auf einen Slalom-Volltreffer von Tanguy Nef. Dass der Sohn einer Ärztin und eines Medizin-Professors ein ganz Grosser werden kann, hat er im letzten Winter vor allem mit dem sechsten Rang in Adelboden angedeutet.