«Ähnlich wertvoll wie meine drei Podestplätze»
Kryenbühl ist der moralische Gröden-Sieger

Marco Odermatt landet in der Original-Abfahrt auf der Saslong zwar zum ersten Mal in diesem Winter neben dem Podest, den Titel «bester» Schweizer sichert sich der Nidwaldner aber auch in diesem Rennen. Eine ganz besondere Leistung liefert Urs Kryenbühl ab.
Publiziert: 17.12.2022 um 19:42 Uhr
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Urs Kryenbühl ballt im Ziel in Gröden die Faust.
Foto: Sven Thomann

Obwohl er am Donnerstag in der verkürzten Abfahrt Zweiter wurde, geniesst Marco Odermatt vor dem Start auf der Original-Saslong bei den internationalen Experten wenig Kredit. «Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass der Marco hier von ganz oben weg mit den Schnellsten mithalten kann. Dazu fehlt ihm auf dieser besonderen Strecke die Erfahrung», orakelt Österreichs Abfahrts-Altmeister Armin Assinger (58) kurz vor Rennbeginn im ORF.

Zeitweise sieht es danach aus, dass unser Riesenslalom-Olympiasieger dem Kärntner ordentlich das Maul stopfen kann. Als der amtierende Gesamtweltcupsieger mit der Startnummer 15 im Ziel abschwingt, leuchtet die 3 auf. Aber weil die Piste danach noch ein bisschen schneller wird, muss sich Odermatt nach 12 Podestplätzen in Serie am Ende dieses Tages mit dem 7. Rang begnügen.

«Die Bewegungen werden langsamer»

Das fällt dem 25-jährigen Ausnahmekönner aber nicht schwer. «Wenn man mir am Abend vor diesem Rennen diese Platzierung angeboten hätte, hätte ich sofort unterschrieben», betont der Buochser. «Es ist einfach etwas ganz anderes, wenn du im Vergleich zum verkürzten Rennen mit 45 Sekunden mehr in den Beinen in die Ciaslat einbiegst. Die Verbindung zwischen Hirn und den Beinen funktioniert dann nicht mehr so gut, die Bewegungen werden langsamer.»

Odermatt hat die 92 Hundertstel auf den grossen Triumphator Aleksander Aamodt Kilde aber nicht in der technisch anspruchsvollen Ciaslat, sondern in den Gleitabschnitten bis zur zweiten Zwischenzeit verloren.

Kryenbühl fährt seinem Trauma davon

Eine richtig schwierige Zeit hat Urs Kryenbühl hinter sich. Der Schwyzer brach sich im letzten Januar fast auf den Tag genau zwölf Monate nach seinem fürchterlichen Abflug in Kitzbühel bei einem grausamen «Einfädler» im Europacup-Super-G in Garmisch das Becken.

Bei seinem neuerlichen Comeback wurde der 28-Jährige deshalb immer wieder von den bösen Erinnerungen eingebremst. «Weil ich in Saalbach im Gegensatz zum Kitzbühel-Unfall nicht das Bewusstsein verloren habe, kann ich mich genau an diesen Sturz erinnern. Und wegen dieser Bilder habe ich mich länger nicht mehr ans absolute Limit getraut.»

«Es ist einfach geil!»

Doch jetzt hat der 1,72-Meter-Mann sein Trauma offensichtlich besiegt. In Gröden donnert Kryenbühl mit der Nummer 46 auf den 14. Rang. «Diese Platzierung ist für mich ähnlich wertvoll wie die drei Podestplätze, die ich zwischen 2019 und 2020 in Bormio und in Val d’Isère eingefahren habe», betont Kryenbühl mit einem breiten Grinsen. «Die letzten Monate waren wirklich alles andere als einfach für mich. Aber dieses Ergebnis entschädigt für vieles, es ist einfach geil!»

Grund zur Freude hat auch der Berner Oberländer Lars Rösti (24), der als 20. knapp hinter Olympiasieger Beat Feuz (35, Rang 18) das zweitbeste Ergebnis seiner Weltcup-Karriere realisiert. Rösti: «Nach dem 49. Platz in der Abfahrt am Donnerstag bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Aber dann hat mich mein Bruder mit der Freundin und ein paar Fanclub-Mitgliedern im Hotel besucht. Sie haben mich schnell wieder aufgerichtet.»

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Es reicht nicht ganz. Marco Odermatt verpasst nach zwölf Podestplätzen in Serie eine Klassierung unter den besten drei.
Foto: Sven Thomann
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