Sein Schwing-Hemd ist zerrissen und das rechte Auge bläulich geschwollen. Am meisten aber schmerzt Damian Ott (24) der verpasste Festsieg. «Aktuell ist es brutal bitter», sagt er zu Blick. Gleichzeitig feiert das Publikum Weissenstein-Sieger Armon Orlik. Wenig fehlte und Ott würde nun auf den Schultern von Schlussgang-Verlierer Patrick Räbmatter sitzen. Oder sich zumindest als Co-Festsieger feiern lassen können.
Dabei startete der Eidgenosse mit einer falschen Entscheidung in den Tag. Es passierte beim Packen. «Ich habe am Morgen überlegt, ob ich ein zweites Schwing-Hemd mitnehmen soll. Dachte dann aber, dass es hält.» Vor zwei Wochen ist sein Hemd schon einmal gerissen. «Meine Mutter konnte es zum Glück nähen.»
Doch gegen die gigantischen Kräfte mit dem 1.98-Meter-Mann Pirmin Reichmuth im ersten Kampf war die Naht chancenlos. Mit zerrissenem Hemd legte Ott den Innerschweizer aufs Kreuz.
Fehlende Schwing-Praxis
Nach einem grandiosen Start bremsten Adrian Odermatt (23) und Marc Lustenberger (21) den Mann aus dem 400-Seelen-Dorf Dreien SG vor dem Mittag aus. «Gegen Lustenberger fand ich kein Rezept. Vielleicht ist es auch die fehlende Schwing-Praxis.»
Ott verpasste verletzungsbedingt mehrere Wochen. «Einige Details stimmen noch nicht perfekt.» Im Duell mit Lustenberger zog er sich sein blaues Auge zu. «Ich bin auf seinen Hinterkopf gefallen.»
Einteilung entscheidet für Orlik
Dank zwei Siegen gegen Sascha Streich und den starken Innerschweizer Noe van Messel tauchte Ott wieder weit vorne auf. Weil die Athleten vor ihm reihenweise stellten, war der Ostschweizer auf einmal ein Schlussgang-Kandidat. Punktgleich mit Kollege Armon Orlik auf Rang zwei.
Die Einteilung vergab das Schlussgang-Ticket an Orlik. «Das Hauptargument für Armon war das bessere Notenblatt», erklärt Einteilungschef Guido Thürig. Orlik traf auf drei Eidgenossen, darunter König Joel Wicki. Ott musste gegen zwei ganz Böse antreten.
Hemd-Beerdigung steht bevor
«Ich traute Armon zu, dass er diesen Schlussgang gewinnt. Daher wollte ich die Note 10 unbedingt», erklärt Ott. Mit der Maximalnote in seinem letzten Kampf hätte er das Fest als Co-Sieger beendet. Orlik gewann den Schlussgang souverän.
Doch im Duell mit Michael Gwerder mühte sich Ott erfolglos ab. «Michi ist brutal wendig. Einmal hätte ich das 9.75 machen können, aber das wollte ich nicht. Armon mag ich den Sieg von Herzen gönnen.»
So verlässt Ott ohne Festsieg, aber mit einer starken Leistung und einem kaputten Hemd im Gepäck den Weissenstein. «Jetzt muss ich es dann wohl endgültig beerdigen.»