Als Fabian Staudenmann (23) 2017 zum ersten Mal am Unspunnen-Schwinget teilnahm, war wohl den wenigsten bewusst, was aus diesem 17-jährigen, aufmüpfigen Mittelländer einst werden würde: der meistgejagte Schwinger der Saison 2023. Doch auch er musste sich beugen, ein einziges Mal in dieser Saison, gegen Unspunnen-Sieger Samuel Giger (25) im ersten Gang. Trotz seiner Aufholjagd blieb der Schlussgang unerreichbar. Entsprechend lautet sein Fazit nach dem Fest: «Glücklich bin ich nicht.»
Während im letzten Jahr am Eidgenössischen Giger unter enormem Druck stand, lastete dieser am Sonntag vor allem auf Staudenmanns Schultern. «Es war für mich eine neue Situation. Einfach ausblenden wollte ich den Druck nicht, schliesslich arbeitet man indirekt darauf hin.» Druck entstehe nicht durch schlechte Leistungen. Staudenmann bleibt die Erfahrung, als Gejagter an einem Eidgenössischen Anlass zu schwingen. Im Winter will er aus dieser Erfahrung lernen.
Es sieht ziemlich düster aus
Stichwort lernen. Das ist nicht Staudenmanns Lieblingsbeschäftigung. Was sich schlecht trifft, immerhin ist der Mittelländer im Moment noch hauptberuflich Schüler. Das könnte sich nun, nach dem Saisonhöhepunkt, als Problem herausstellen. Keine 48 Stunden nach dem Unspunnen-Schwinget schreibt er seine Abschlussprüfungen für die Passerelle.
Mathematik steht an, was dem Mittelländer liegt, sowie Deutsch und Englisch. Das hingegen sind nicht gerade Staudenmanns Lieblingsfächer. Und er gibt zu: «Ich war noch nie in meinem Leben derart schlecht auf etwas vorbereitet.» Man sieht dem Berner Teamleader an, dass ihm beim Gedanken an die Prüfungen am Dienstag etwas unwohl wird.
«Ich habe Prioritäten gesetzt. Je nachdem, wen man fragt, vielleicht ein bisschen die Falschen.» Ob er ganz nach dem Motto «Vier gewinnt» zumindest bestehen wird, sei sehr unsicher. «Aber ich wusste schon, dass ich mit meiner Lerntaktik irgendwann auf den Kopf falle. Meine Freundin gibt mir darum wohl eins auf den Deckel.» Die Glückwünsche für die anstehenden Prüfungen nimmt der Mittelländer zum Ende des Gesprächs dankend an. «Die kann ich wirklich brauchen.»