Der Schlussgang
Samuel Giger (25) gegen Adrian Walther (22) lautet die letzte Affiche. Giger nimmt sofort das Zepter in die Hand. Einen ersten Angriff wehrt Walther noch ab, beim zweiten gelingt das nicht mehr. Nach 1:20 liegt er auf dem Rücken und Giger ist Unspunnen-Sieger. Giger zeigt einen perfekten Tag, gewinnt alle sechs Gänge.
Die Siegerstimme
Samuel Giger gegenüber SRF: «Es ist unfassbar. Ich kann es noch gar nicht begreifen. Heute ist es perfekt gelaufen. Ich konnte mich super auf das Fest vorbereiten, wurde nie nervös. Ich konnte Gang für Gang nehmen, konzentriert bleiben. Mein Plan ist voll aufgegangen. Ich wusste, wenn ich Adrian ziehen lasse, wirds gefährlich für mich. Deshalb war die Devise, von Anfang an anzugreifen. Als ich zum zweiten Mal in den Spalt gekommen bin, wusste ich, dass ichs jetzt nicht vergeben darf. So eine Chance bekomme ich vielleicht nicht noch einmal.»
Die gerissene Serie
23. Juli 2022 – an diesem Tag hat Fabian Staudenmann (23) seine letzte Niederlage kassiert. Auf dem Weissenstein unterlag er Matthias Aeschbacher (31). Seither hat es kein Schwinger mehr geschafft, ihn zu bezwingen – bis zum Unspunnen. Im 1. Gang braucht Samuel Giger (25) knapp 20 Sekunden, um Staudenmann auf den Rücken zu legen. Im fünften Duell ist es der dritte Sieg für den Thurgauer. Die anderen beiden Duelle endeten gestellt.
Steinstossen
Titelverteidiger Remo Schuler wird von Urs Hutmacher und Simon Hunziker gefordert. Er kann seinen Sieg nicht wiederholen. Hutmacher stösst den Stein mit 3,98 m am weitesten und triumphiert.
Aufgefallen
Der Nordostschweizer Werner Schlegel (20) trägt eine Kappe, auf die sein Name gestickt ist. Er ist aber nicht der einzige mit dieser Kopfbedeckung. Denn auch auf der Kappe, die Armon Orlik (28) am Morgen trägt, ist der Name Werner Schlegel zu lesen. Ist es da zu einer Verwechslung gekommen? Nein, wie Orlik gegenüber SRF auflöst. «Ich habe meine Kappe im Auto vergessen», sagt er nach dem 2. Gang. «Und nun hatte ich keine Lust, noch einmal zurückzugehen.» Für ihn passe das auch so.
Überraschende Halbzeit-Führung
Samuel Giger (25), Armon Orlik (28), Fabian Staudenmann (23) oder Pirmin Reichmuth (27) – diese und weitere Namen standen auf der Favoritenliste. Zur Halbzeit grüsst aber keiner von ihnen von ganz vorne in der Rangliste. Denn nur zwei Schwinger gewinnen alle drei Gänge am Morgen mit der Maximalnote: die Südwestschweizer Benjamin Gapany (28) und Steven Moser (27). Damit hat wohl kaum einer gerechnet. Vor allem, weil etwa Gapany im 3. Gang Reichmuth bodigt. Am Nachmittag läufts den beiden dann nicht mehr so rund, mit Niederlagen im 4. und 5. Gang fallen sie aus der Entscheidung um den Sieg.
Das Wetter
Regen? Den haben die Schwinger in diesem Jahr kaum einmal gesehen. Meist schien die Sonne und es war heiss. Nicht so beim Saisonhöhepunkt. Ausgerechnet da ist Petrus kein grosser Schwing-Fan mehr. Es ist deutlich kühler und regnerisch in Interlaken. Der Stimmung und der Spannung tut das aber keinen Abbruch. Und zu Beginn des Nachmittags hellt es dann auch ein wenig auf. Doch während des Festakts zwischen dem 5. und 6. Gang öffnet der Himmel seine Schleusen wieder und die Pelerinen kommen bei den Zuschauern abermals zum Einsatz.
Der Brunnen
Zu jedem Schwingfest gehört ein Brunnen, an dem die Schwinger trinken und sich abkühlen können. Das ist auch beim Unspunnen nicht anders. Das Prachtstück des Saisonhighlights wird versteigert. «Der Erlös kommt vollumfänglich den Jungschwingern des Schwingklubs Interlaken zugute», schreiben die Organisatoren auf Instagram. Zur Halbzeit des Fests liegt das Höchstgebot bei etwas über 12’000 Franken, am Ende bringt die Versteigerung 31'100 Franken. Ein schöner Batzen für den Schwing-Nachwuchs.
So gehts weiter
Die Schwing-Saison ist mit dem Unspunnen vorbei. Erst nächstes Jahr finden wieder Kranzfeste statt. (bir)
Das Fest zum Nachlesen
Schlussgang: Samuel Giger – Adrian Walther
Nach wenigen Sekunden greift Giger explosiv mit einem Kurz an. Walther kann sich gerade noch ausdrehen und die schnelle Niederlage verhindern. Kurz darauf greift Giger erneut an. Und dieses Mal lässt er sich den Sieg nicht mehr nehmen. Er drückt und drückt und drückt, bis Walthers Widerstand bricht. GIGER IST UNSPUNNEN-SIEGER!
Pirmin Reichmuth – Florian Gnägi
Reichmuth braucht einen Sieg, um allenfalls Co-Festsieger oder womöglich alleiniger Sieger zu werden. Nach knapp zwei Minuten greift Reichmuth an. Vermeintlich kann sich Gnägi über die Brücke retten, auch der Rand des Sägemehls ist ziemlich nah. Doch der Kampfrichter gibt das Resultat. Ein knapper Entscheid. Reichmuth gewinnt und bekommt die Note 9,75. Damit ist klar: Im Schlussgang brauchts einen Sieg, um sich Unspunnen-Sieger nennen zu können.
Armon Orlik – Patrick Betschart
Orlik gibt sich zum Abschluss keine Blösse. Innert kurzer Zeit bodigt er Betschart.
Andreas Döbeli – Fabian Staudenmann
Staudenmann bekundet Mühe gegen Döbeli, kommt mit seinen sonst gefährlichen Angriffsschwüngen lange nicht durch. Doch nach knapp drei Minuten Gangdauer kommt der entscheidende Kurz, der ihm den Sieg bringt.
Lario Kramer – Matthias Aeschbacher
Versöhnlicher Abschluss für Matthias Aeschbacher. Er setzt sich gegen Kramer durch und macht mit den Zuschauern zum Feiern die Welle.
Erich Fankhauser – Romain Collaud
Kurze Angelegenheit zwischen Fankhauser und Collaud. Fankhauser holt sich die Maximalnote.
Domenic Schneider – Michael Ledermann
Mit einem spektakulären Wurf, dem sogenannten Souplesse, wirft Schneider Ledermann über sich hinweg ins Sägemehl. Er bekommt das Resultat mt Maximalnote. Allerdings zeigt die Wiederholung: Das war kein Resultat, Ledermann war nur mit einer Schulter im Sägemehl. Er ärgert sich also zurecht, während sich Schneider für den Sieg feiern lässt.
Joel Ambühl – Severin Schwander
Sowohl für Ambühl als auch für Schwander ist es die erste Teilnahme am Unspunnen. Die beiden beenden ihre Premere mit einem Gestellten.
Steinstossen
Titelverteidiger Remo Schuler wird von Urs Hutmacher und Simon Hunziker gefordert. Er kann seinen Sieg nicht wiederholen. Hutmacher stösst den Stein mit 3,98 m am weitesten und triumphiert.