Sieben Wochen nach Lähmungs-Schock
Vater und Sohn Burkhalter sind wieder richtig bissig

Nach seinem schockierenden Saisonstart sind Thurgaus Zwilchhosen-Dinosaurier Stefan Burkhalter (48) und sein Jüngling Thomas bereit für den NOS-Exploit.
Publiziert: 25.06.2022 um 00:11 Uhr
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Stefan Burkhalter scheut sich auch mit 48 nicht vor richtig harten Duellen (hier im Zweikampf mit Schwarzsee-Sieger Florian Gnägi).
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren

Zum Saisonauftakt wird Stefan Burkhalter durch seinen 19-jährigen Sohn auf brutale Weise mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert. Thomas schwingt am ersten Mai Sonntag am Thurgauer Kantonalen um den Kranz, bis er im Zweikampf gegen Silvan Wetter durch die Luft gewirbelt wird und neben dem Sägemehl auf dem Rücken landet.

Der Landwirtschaft-Lehrling spürt seine Beine nicht mehr und fürchtet sich vor einem Leben im Rollstuhl. «Ich habe kurz vor der Jahrtausendwende nahezu dasselbe erlebt», erzählt der Vater. «Ich bin damals beim Hochwacht-Schwinget nach dem Duell mit Urs Abderhalden wie gelähmt liegen geblieben, und musste mit dem Helikopter ins Spital geflogen werden. Dort wurden zum Glück keine bleibenden Schäden festgestellt.»

Früher als erwartet

Glück im Unglück hat nun auch der «kleine Burki» gehabt, dessen Lähmungserscheinungen auf einer kurzfristigen Blockade des Spinalkanals basierten. Und obwohl die Ärzte eine Wettkampf-Pause von sechs Wochen prognostiziert haben, ist Thomas, der im Vorjahr seinen ersten Kranz gewonnen hat, knapp drei Wochen nach diesem mega Schocker am St.Galler Kantonalen in den Sägemehlring zurückgekehrt. «Ich habe meinem Sohn zu diesem frühen Comeback geraten», offenbart der zweifache Schwägalp-Triumphator (2006/10) und schiebt die Begründung hinterher: «Nach einem solchen Unfall bist du eine Zeit lang mental blockiert. Und diese Blockade kannst du nur dann lösen, wenn du so schnell wie möglich einen Wettkampf bestreitest.»

Und mit zwei gewonnen, zwei gestellten und zwei verlorenen Kämpfen hat sich Thomas bei seiner Blitz-Rückkehr in Wil nur zwei Ränge hinter seinem namhaften Vater platziert. «Mental habe ich überhaupt keine Probleme mehr. Stattdessen spüre ich Schmerzen im Nacken-und Rückenbereich. Aber diese Beschwerden lassen sich mit einer Schmerztablette pro Tag ziemlich leicht vertreiben.»

Aussergewöhnliches Ziel

Schwerer als erwartet hat sich im ersten Saisondrittel Burkhalter Senior getan. «Von drei Kranzfest-Teilnahmen habe ich in der laufenden Saison lediglich am Zürcher Kantonalen Eichenlaub gewonnen.» Der 110-fache Kranzgewinner führt den harzigen Start aber nicht auf sein Alter zurück: «Konditionell bin ich sehr gut drauf. Aber ich habe zu viele Gänge gestellt, weil viele junge Athleten gegen mich sehr defensiv agieren. Deshalb muss ich ganz einfach noch offensiver agieren.»

Am Sonntag steigen Burkhalter beim Nordostschweizerischen Teilverbandsfest in Balterswil TG in den Ring. Wenn Thomas dort den Kranz gewinnen würde, kämen beide ihrem grossen Ziel ein Stück näher. «Bis jetzt hat es noch nie gegeben, dass Vater und Sohn gemeinsam an einem Eidgenössischen angetreten sind. Das wollen Thomas und ich im kommenden August in Pratteln ändern.»

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