Nach Übergabe-Knatsch
Schwägalp-Präsidentin Abderhalden vor Feuertaufe

Zum ersten Mal überhaupt findet in diesem Jahr ein Bergkranzfest mit einer Frau an der Spitze des Organisationskomitees statt. Die Skepsis ihr gegenüber will Andrea Abderhalden mit breitem Wissen beseitigen.
Publiziert: 19.08.2023 um 01:11 Uhr
|
Aktualisiert: 19.08.2023 um 08:24 Uhr
1/6
Die FDP-Politikerin Andrea Abderhalden hat das OK-Präsidium im Winter übernommen.
Foto: zVg
BlickMitarbeiter18.JPG
Nina KöpferRedaktorin Sport

Wenige Tage vor dem Schwägalp-Schwinget ist das letzte Bergfest der Saison vor allem wegen namhafter Absagen in den Schlagzeilen. Der fünffache Rekordsieger Samuel Giger (25) lässt die Schwägalp sausen. Das Fest hat in einer optimalen Vorbereitung keinen Platz. Und auch Armon Orlik (28) hat kurzfristig abgesagt. Der Bündner will seinen Rücken schonen, um fürs Unspunnen am 27. August fit zu sein. 

Dass zwischen dem letzten Bergfest und dem Saisonhighlight gerade mal eine Woche liegt, freut auf der Schwägalp niemanden. Eines der Feste zu verschieben, wäre jedoch unmöglich gewesen, selbst für die neue OK-Präsidentin auf der Schwägalp, Andrea Abderhalden (45). Allzu viel Zeit, den Absagen nachzutrauern, hat die St. Galler Kantonsrätin nicht. «Ich war auf einen strengen Schlussspurt vorbereitet. Ich bin zuversichtlich, dass am Sonntag alles parat ist», erzählt sie. 

Unfreiwilliger Abgang an der Spitze

Wie zu erwarten war, ist das Fest bis auf ein paar wenige Stehplatztickets ausverkauft, die sich Frühaufsteher am Sonntagmorgen noch ergattern können. Dass die Schwägalp zum absoluten Zuschauermagneten geworden ist, dafür hat ihr Vorgänger Niklaus Hörler gesorgt. 23 Jahre lang war der Appenzeller OK- und Vereinspräsident des Schwägalp-Schwinget. Offenbar hatte er im Sinn, noch ein weiteres, letztes Jahr anzuhängen. Doch die zuständige Kommission, der er selbst angehörte, hatte zu diesem Zeitpunkt schon seine Nachfolge geregelt. Andrea Abderhalden als OK-Präsidentin und Reto Fuster als Vereinspräsident sollten das Schwingfest als Doppelspitze künftig führen. 

Ein Vorgehen, dass Hörler damals sauer aufstiess. Der vergangenen Delegiertenversammlung im Winter blieb er fern. Abderhalden und Fuster wurden einstimmig gewählt. Nachträglich entschuldigte sich das OK zwar bei Hörler für das harsche Vorgehen, doch die Beziehung zur neuen Spitze blieb angeschlagen. Eine richtige Einarbeitung in das Präsidentinnenamt blieb Abderhalden vorenthalten. «Uns standen nicht alle Unterlagen zur Verfügung. Die eine oder andere Information hat uns daher gefehlt.» Mehr Details will die Frau von Schwingerkönig Jörg Abderhalden (43) nicht preisgeben. «Wir wollen die Sache ruhen lassen und nach vorn schauen.»

Skepsis ist spürbar

Was jedoch nachhallt von Hörlers Abgang: Er wünschte sich damals einen ehemaligen Schwinger als Nachfolger. Andrea Abderhalden stand nie als aktive Schwingerin im Sägemehl. Dennoch liegt ihr das Schwingen im Blut, es wurde ihr sozusagen in die Wiege gelegt. In Abderhaldens Fall steckt hinter dieser Aussage mehr als eine reine Floskel: «Wenige Tage, nachdem ich auf die Welt gekommen bin, hat mein Vater Hans Hämmerli am St. Galler Kantonalen für mich eine Wiege vom Gabentempel mit nach Hause genommen.» Und auch in der Karriere ihres Ehemanns Jörg spielte die FDP-Politikerin eine tragende Rolle.

Abderhalden entspricht nicht dem typischen Profil einer OK-Präsidentin. Nachteile spürt sie deshalb aber nicht. «Vielleicht ist es für manche schon gewöhnungsbedürftig, eine Frau in dieser Rolle zu sehen.» Schliesslich wird dieser Posten bei allen anderen grossen Festen von Männern besetzt. Fühlt sie sich also als Pionierin? «Nein, gar nicht. Wenn du weisst, wie der Hase läuft, wie die Abläufe an einem Schwingfest funktionieren, spielt es überhaupt keine Rolle, ob du eine Frau oder ein Mann bist.» 

Nun steht am Sonntag die Feuertaufe für die neue OK-Präsidentin bevor. In den wenigen Monaten im Amt hat sie einige Neuerungen in Angriff genommen. Etwa, dass sich Ehrengäste und Schwinger nicht mehr per Mail, sondern mittels QR-Code anmelden können. Was folgt noch? «Das weiss ich noch nicht. Bis jetzt war die Priorität, das Schwingfest überhaupt auf die Beine zu stellen. Und wenn das geschafft ist, werden wir sehen, wie modern die Schwägalp noch werden kann.»

Wirbel um Gigers Schwägalp-Absage
7:48
Boykott wegen des Stiefvaters?Wirbel um Gigers Schwägalp-Absage
Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?