Sie ist eine der eindrücklichsten Gesten in der Geschichte des Schwingsports: Patrick Räbmatter (31) hat beim Aargauer Kantonalen soeben den Schlussgang gegen Pirmin Reichmuth verloren. Und zwar im ersten Zug.
Manch einer würde in dieser Situation eine gröbere Krise schieben. Doch was tut Räbmatter? Der 150 Kilo-Koloss aus Uerkheim hebt den 130 Kilo schweren Reichmuth kurzerhand auf seine Schultern, um ihn auf diese Weise hochleben zu lassen. «Der Rabi isch äbä ä bsunders liebe Siech» frohlockt der Triumphator aus dem Kanton Zug.
Rauchstopp war Bedingung
Reichmuth und «Räbi» Räbmatter begegnen sich in Beromünster regelmässig in der «Folterkammer» von ihrem Athletik-Coach Tommy Herzog, der auch König Christian Stucki trainiert. Während sich der Innerschweizer schon seit einigen Jahren vom ehemaligen Vize-Schweizermeister im Bob schleifen lässt, stählt Räbmatter seine Muskeln erst seit letztem Sommer unter der Anleitung von Herzog. Der Kraft- und Ausdauer-Experte hat den Aargauer auch nur unter der Bedingung in seinem Team aufgenommen, dass er mit dem Qualmen von Zigaretten aufhört. Und durch diesen Rauchstopp hat Räbmatter eben auch den besonders harten Kampf von Reichmuth hautnah miterlebt: Im Frühling 2021 hat dieser den vierten Kreuzbandriss innerhalb von acht Jahren erlitten.
Doch bei seinem ersten Wettkampf nach fast drei Jahren schwingt der Brünig-Sieger von 2019 so, wie wenn es diese Verletzungen nie gegeben hätte. Im Anschwingen bodigt er mit einem Kurzzug den Eidgenossen Andreas Döbeli, welcher vor ein paar Wochen beim Kranzfest der Baselländer triumphierte.
Gestellter hätte genügt
Nach den Pflichtsiegen gegen Kai Hügli und Tiago Viera knackt der 27-Jährige im vierten Gang mit Nick Alpiger die härteste Nuss der Nordwestschweizer. Er tut dies mit einem spektakulären freien Brienzer. Und im Schlussgang macht der gelernte Metzger seinen Kumpel Räbmatter mit einem inneren Haken platt, obwohl ihm zum Festsieg bereits ein Gestellter genügt hätte. «Der Schlussgang war auf 14 Minuten angesetzt. Und weil ich mich letzte Woche erkältet habe, hätte mein Schnauf nicht ausgereicht, um so lange mit Räbi zu schwingen» schmunzelt Reichmuth nach seinem fünften Kranzfestsieg.
Grund zur Freude hat auch Pirmins jüngerer Bruder Marco. Der 25-Jährige, der den Auftakt in die diesjährige Kranzfestsaison aus gesundheitlichen Gründen verpasst hat, legt beim Gastspiel im Aargau mit seinem Sieg über den Eidgenossen Joel Strebel den Grundstein für den Kranzgewinn (Rang 7).