Wenger, Sempach, Glarner: Die drei letzten Schwingerkönige stammen alle aus dem Kanton Bern. Die letzten Ausgaben von Unspunnen und Kilchberg-Schwinget gingen an Stucki und Sempach. Letzter Nicht-Berner Sieger bei einem Fest mit eidgenössischem Charakter: Der Nordostschweizer Daniel Bösch 2011. Kurz: Die Dominanz der Berner Schwinger war in den letzten Jahren auf nationaler Ebene erdrückend.
Doch vor dem Eidgenössischen Ende August scheint die Berner Phalanx zu bröckeln. König Matthias Sempach ist letztes Jahr aus Verletzungsgründen zurückgetreten. König Matthias Glarner ist nach der schweren Verletzung nach seinem Gondelsturz immer noch nicht bei 100 Prozent, wird mit Verspätung in die Saison starten. Und beim Seeländer Christian Stucki stellt sich bei jedem Eidgenössischen die Frage, ob er an einem Fest über zwei Tage und acht Gänge dominieren kann.
«Die Konkurrenz ist stark», meint auch Kilian Wenger, der einzige derzeit einsatzfähige Berner Schwingerkönig. Er fühle sich gut, einzig die operierte linke Schulter machte ihm in den letzten Wochen zu schaffen, mittlerweile seien die Probleme aber unter Kontrolle.
Dass die Innerschweizer mit Joel Wicki und Pirmin Reichmuth und die Nordostschweizer mit Armon Orlik und Samuel Giger frische ernsthafte Königs-Kandidaten ins Rennen schicken, hat der Diemtigtaler auf dem Zettel. «Die Chancen für die anderen Teilverbände sind in dieser Saison sicher besser als auch schon. Aber wir schenken den Königstitel nicht einfach so her!» Mit Wenger, Stucki, Glarner, Anderegg, Aeschbacher und Käser haben die Berner immer noch namhafte Trümpfe in der Hinterhand. «Und mit Staudenmann, Gobeli und von Weissenfluh rücken ein paar Junge nach, auf die ich dieses Saison sehr gespannt bin.»
Wenger, der am Samstag 29 wird, ist mittlerweile ein alter Hase. «Aber ich bin immer noch kribbelig», sagt der Schwingerkönig von 2010. «Jetzt bin ich bald 30 und trotzdem bin ich ab Mitte Woche immer noch nervös, wenn es darum geht, gegen wen ich eingeteilt werde.» Beim Emmentalischen in Zäziwil zum Berner Kranzfest-Auftakt geht’s für Wenger mit Florian Gnägi gegen einen alten Bekannten – und gegen einen Gegner, gegen den er in über zehn Jahren nicht mehr verloren hat.