Im Schulhaus von Unterägeri ZG herrschte am Montagmorgen eine besondere Stimmung. Verantwortlich dafür? Primarlehrer Marcel Bieri (29). «Die Schüler klatschten und standen Spalier», erzählt er Blick. Nicht etwa, weil er besonders gute Noten verteilt hätte, sondern weil der Zuger am Nordwestschweizer Schwingfest triumphierte. Es ist sein bisher grösster Erfolg.
Einen solchen Sieg hätte ihm vor der Saison kaum jemand zugetraut. Der Eidgenosse durchlebte in den letzten zwei Jahren eine monumentale Schwing-Krise. 2022 verpasste Bieri auf dem Stoos, am Schwarzsee, am Nordostschweizerischen und am Innerschweizerischen den Kranz. «Ich hatte Mühe, mit dem Druck umzugehen», gesteht er heute.
Mehr zum Schwingen
Nach seinem starken Auftritt am ESAF 2019 in Zug – er gewann die ersten fünf Kämpfe – stiegen die Erwartungen. Hinzu kam das Verletzungspech. «Ich bestritt ein Schwingfest und fiel danach wochenlang aus.» Im vergangenen Jahr zog er sich einen Bänderriss im Fuss zu. Er verpasste einen Grossteil der Saison. Am Unspunnen klassierte er sich mit nur einem Sieg auf Rang 18.
Bieris neuer Griff-Kniff funktioniert
«So konnte es nicht weitergehen», sagte sich Bieri. Er veränderte unter anderem sein Krafttraining. Mit dem Ziel, früher in Topform zu sein. «Ich tue Dinge, die andere Schwinger erst gegen Ende der Saison machen.» Bereits im Frühling legte er den Fokus auf die Schnellkraft. Dazu gehören Explosivübungen wie Kreuzheben oder Kniebeugen. «Ich trainiere mit mehr Gewicht, mache aber weniger Wiederholungen.»
Auch im Schwing-Training ging Bieri neue Wege. Der Primarlehrer beschäftigte sich intensiver mit dem Greifen. Ein Aha-Erlebnis im Training brachte ihn auf die Idee. «Als ich beim Greifen etwas ausprobierte, sagte der Gegner, es sei ihm unangenehm. So soll es sein», erklärt er lachend. Ins Detail geht Bieri nicht, sagt aber: «Ich greife nun unterschiedlicher. Das macht mich unberechenbarer.» Dank des neuen Griff-Kniffs dominiert er mehr Gänge als früher. Was seine Siegeschancen erhöht. Am Zuger Kantonalen legte er König Joel Wicki aufs Kreuz.