Es ist das Verdienst eines Baselbieters, dass am Samstag in Cadenazzo (Bezirk Bellinzona) das erste Tessiner Kantonal-Schwingfest in der 127-jährigen ESV-Geschichte ausgetragen wird.
Der Baselbieter heisst Edi Ritter. Der in Pratteln aufgewachsene Mann mit dem buschigen Schnauzbart hat vor elf Jahren den ersten Schwinger-Schnuppertag in Tenero durchgeführt. «Ich bin mir damals vorgekommen, wie wenn ich mit Schwinghosen und einem Sack Sägemehl in Skandinavien angekommen wäre. Die Tessiner wussten damals von unserem Nationalsport gleich wenig wie ein Finne...»
Ritters Vorhaben ist anfänglich auch bei den öffentlichen Behörden auf Unverständnis gestossen. «Weil es hier keinen Schwingkeller gab, habe ich den ersten Sägemehlring in der Nähe des Seeufers gestreut. Doch als wir ein paar Wochen später erneut trainieren wollten, war der Ring verschwunden. Die örtliche Kehrichtabfuhr hatte das Sägemehl als nutzlosen Abfall taxiert und deshalb entfernt und verbrannt!»
Sieben Tessiner gegen Übermacht aus der Innerschweiz
Dem ehemaligen Ringer- und Schwinger aus der Nordwestschweiz ist es trotz schwierigen Startbedingungen gelungen, den Eidgenössischen Zweikampf, der im Tessin «Lotta Svizzera» genannt wird, auf der Südseite des Gotthards zu etablieren.
Sieben waschechte Tessiner werden am Samstag bei ihrem Kantonalen um die Kränze kämpfen. Weil aus der Innerschweiz aber zehn Eidgenossen anreisen, käme es für Ritter einer Sensation gleich, wenn einer seiner «Ragazzi» Eichenlaub gewinnen würde. «Ich wäre bereits sehr zufrieden, wenn meine Burschen alle sechs Gänge bestreiten könnten.»
Die meist genannten Anwärter auf den ersten Kranzfestsieg im Tessin sind die Luzerner Sven Schurtenberger, Joel Ambühl und Erich Fankhauser, die Schwyzer Christian Schuler und Reto Nötzli und der Zuger Marcel Bieri.