Happige Vorwürfe an ESAF-OK – Verantwortlicher schmeisst hin
Hat das Eidgenössische Schwingfest ein Sicherheits-Problem?

Das Organisationskomitee des Eidgenössischen Schwingfests wird mit heftigen Vorwürfen konfrontiert. Sind die Finanzen wichtiger als die Sicherheit?
Publiziert: 03.06.2022 um 11:55 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2022 um 21:37 Uhr
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Das Schwinggelände in Pratteln steht in der Kritik. Fehlt es an der nötigen Sicherheit?
Foto: Sven Thomann
Nicola Abt

Das Eidgenössische Schwingfest wirft seine Schatten voraus. Am letzten August-Wochenende wird der gigantische Anlass in Pratteln über die Bühne gehen. Über 200'000 Zuschauer werden über das Wochenende verteilt erwartet. 50'900 Fans finden in der Schwing-Arena Platz. Die Organisatoren stehen vor einer logistischen Herkulesaufgabe.

Am Mittwochmorgen berichtet der «Tagesanzeiger» von Bedenken, die das Sicherheitskonzept betreffen. Die Anschuldigungen gegenüber dem Organisationskomitee sind happig. Im südlichen Teil der Anlage sollen Fluchtwege für rund 2000 Personen fehlen. Auch die dichte Bestuhlung, der zu kleine Platz für die erwartenden Menschenmassen und die enge Möblierung von Sonnenschirmen, Festbänken oder Brunnen, werden kritisiert. Hindernisse, die bei einer Massenpanik zur Gefahr werden könnten.

«Wollte die Verantwortung nicht tragen»

Ende April ist darum sogar Sicherheitschef Marcus Müller zurückgetreten. «Unsere Sicherheitshinweise wurden nicht immer ernst genommen», sagt er dem Blatt. «Das Finanzielle wurde in den Vordergrund gestellt. Am Ende wollte ich die Verantwortung nicht mehr tragen.» Der Sicherheitskonflikt lodert bis heute und dies obwohl das Organisationskomitee seit mindestens November 2021 von den Bedenken weiss.

Rolf Gasser, der Leiter der Geschäftsstelle des Eidgenössischen Schwingerverbands, stellt sich hinter das Sicherheitskonzept, das von den Behörden 2019 genehmigt wurde. «Ich war bereits an den Eidgenössischen Schwingfesten 2013, 2016 und 2019 im präsidialen Ausschuss. Vor jenem im August habe ich kein anderes Gefühl als bei den drei vorherigen Anlässen», sagte er zu Blick.

Ticket-Kontingent erhöht

Was in Pratteln erschwerend hinzukommt, ist der Standort des Festgeländes. Es wird von einer Zuglinie, einer Autobahn und einem abfallenden Hülftengraben mit Bach begrenzt. Eine schlechte Wahl? «Nein», sagt Gasser. «Das Gelände wurde im Vorfeld von der Expertengruppe ‹Vorprüfung ESAF› des ESV abgenommen und für gut befunden.»

Was im Zusammenhang mit dieser Sicherheits-Diskussion erstaunt, ist der Fakt, dass das Ticket-Kontingent von den ursprünglich 47’200 Karten sogar noch auf 50’900 erhöht wurde. Die grosse Nachfrage der Sponsoren sei verantwortlich dafür, heisst es von offizieller Seite.

Empfehlungen ignoriert

Um der Sicherheitslage Herr zu werden, arbeitet das Organisationskomitee mit der Firma Gruner zusammen, die unter anderem das Flucht-Konzept des Basler St.-Jakob-Parks entworfen hat. Jedoch sollen nicht alle Empfehlungen der Spezialisten in die Tat umgesetzt worden sein. Das Unternehmen will sich auf Anfrage nicht äussern. Der Veranstalter lässt via Geschäftsführer Matthias Hubeli verlauten: «Wir stellen durch verschiedene Massnahmen sicher, dass eine Evakuation des Festgeländes jederzeit möglich ist.»

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