Giger macht mit Schneider kurzen Prozess
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Duell unter Kollegen:Giger macht mit Schneider kurzen Prozess

Freundin und Grosseltern stammen aus der Nähe
Gigers Brünig-Triumph ist praktisch ein Heimsieg

Nach dem letztjährigen Höhenflug hat Samuel Giger in diesem Jahr noch nicht geglänzt. Doch auf dem Brünig zeigt der Thurgauer, dass er trotz schwieriger Saison immer noch der Alte ist.
Publiziert: 31.07.2023 um 11:01 Uhr
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Samuel Giger lässt sich von seinem Kollegen und Schlussgangteilnehmer Domenic Schneider (links) und dessen Bruder Mario schultern.
Foto: keystone-sda.ch

Der Brünig ist eine Welt für sich. Die Sägemehlringe liegen derart nahe beieinander, dass die Schwinger fast auf den benachbarten Platz fallen, wenn der Kampf nahe am Rand stattfindet. Die vorderste Reihe der Zuschauenden kann beinahe jeden einzelnen Sägemehlspan in den Haaren der Schwinger sehen, wenn die zu ihren Füssen ringen. Es wird gejauchzt, gejohlt, gesungen. Der Brünig, 1000 Meter über Meer, ist eine Festhütte.

Und das kommt einem gerade so gelegen. Domenic «Dodo» Schneider (31), König der Herzen und auf dem Schwingplatz bekannt für seine ansteckenden Freudenausbrüche. Reckt er seine Fäuste Richtung Tribüne, jubelt eine ganze Wand mit ihm. Ihn hatten heute wohl die wenigsten als Schlussgangteilnehmer auf der Rechnung.

Giger glänzt in alter Form

Ganz anders sieht es bei seinem Vereinskollegen Samuel Giger (25) aus. Er war trotz einer schwierigen Saison einer der vielen Favoriten auf den Festsieg. Das zeigte er schon im ersten Gang, als er Fabian Staudenmann an den Rand einer Niederlage brachte. Giger schwingt auf dem Brünig genau so, wie man es sich eigentlich vom letztjährigen Überflieger gewohnt ist. Endlich hat der Thurgauer bewiesen, dass die Klasse noch immer in ihm steckt. «Wenn diese verflixten Verletzungen nicht gewesen wären, hätte ich das wahrscheinlich schon viel früher zeigen können», sagt er sichtlich zufrieden nach dem Schlussgang.

Denn während im vergangenen Jahr kaum ein Weg am Ottoberger vorbei führte, schien er in diesem Jahr Sand im Getriebe zu haben. Als würde er «mit angezogener Handbremse schwingen», beschrieb König Nöldi Forrer (44) Gigers Schwingstil nach den ersten paar Festen. Und als Giger im Juni am Glarner-Bündner Kantonalschwingfest endlich den ersten Sieg feiern konnte, schlug beim Thurgauer die Verletzungshexe zu. Ein Muskelfaserriss zwang Giger zu einer langen Pause. Er verpasste etwa den Stoos oder das Teilverbandsfest der Nordostschweizer.

Fast wie ein Heimsieg

Den prestigeträchtigen Brünig zu gewinnen, wirkt darum wie ein Befreiungsschlag. Obwohl es sich für Giger nicht ganz so dramatisch anfühlt: «Ich bin in diesem Jahr nie nervös geworden, ich wusste, was ich kann und habe mich einfach an meinen Plan gehalten, den ich Anfang Saison aufgestellt hatte. Aber froh bin ich natürlich schon.» Was den Sieg noch etwas spezieller macht: Gigers Familie hat Wurzeln ganz in der Nähe der Passhöhe. Seine Grosseltern stammen aus dem Haslital. Und seine Freundin Michelle, die Schwester des Berner Eidgenossen Kilian von Weissenfluh, ist Haslibergerin. Feiert Giger also einen Heimsieg? «Nein, nein, das ist ganz klar ein Gästesieg, wenn auch mit gewissen Vorteilen für mich.»

Nun verfolgt Giger seinen Plan weiter. Am Training wird nichts geändert. Bis zum Unspunnen absolviert der Brünigsieger noch das Schaffhauser Kantonalschwingfest. Und dann darf man am Saisonhöhepunkt Ende August in Interlaken auf einen Samuel Giger setzen, wie man ihn kennt. Souverän und heiss auf den Sieg.

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