Der Schlussgang
Samuel Giger (25) und sein Thurgauer Kollege Domenic Schneider (29) kennen sich bestens. Das Duell der beiden wird nicht alt. Nach rund einer Minute lanciert Giger den entscheidenden Angriff und drückt am Boden nach. Im achten Duell ist es der siebte Sieg Gigers gegen Schneider. Einmal gabs einen Gestellten.
Die Versöhnung
Vor einem Jahr fehlte Samuel Giger am Ende des Tages ein Viertelpunkt auf Sieger Adrian Walther (21), er wurde Zweiter. Das Fest begann für ihn mit etwas, das er zuvor während 42 Gängen oder dem Schwarzsee Schwinget am 5. September 2021 (Schlussgang-Niederlage gegen Damian Ott) nicht mehr erlebte: Giger unterlag Matthias Aeschbacher. Ein Resultat, das für Diskussionen sorgte. Denn auf TV-Bildern war in der Verlangsamung nicht klar ersichtlich, ob Giger wirklich unten war oder sich über seine Brücke ausdrehen konnte. Ein Jahr später schaffts keiner, ihn auf dem Brünig zu bodigen. Ein Gestellter und fünf Siege bedeuten Gigers erster Triumph auf dem Brünig.
Die Siegerstimme
Samuel Giger im Platzinterview: «Kein alltäglicher Moment für mich. Ich bin zum dritten Mal auf dem Brünig, jedes Mal ist es besser gelaufen. Es ist einfach ein spezielles Schwingfest, schon lange wird hier geschwungen und die ganze Atmosphäre – so ein prestigeträchtiges Fest zu gewinnen ist perfekt. Grundsätzlich geht man das Duell gegen den Klubkollegen ganz normal an. Eigentlich würde man ihm den Sieg auch gönnen. Aber in der Viertelstunde vor und während dem Schlussgang ists halt nicht der Kollege, danach dann schon wieder. Die Region hat eine besondere Bedeutung für mich. Die Grosseltern mütterlicherseits kommen aus dem Haslital, meine Freundin vom Hasliberg, deshalb ist es sehr speziell für mich.»
Nordostschweizer Triumph
2006 hat Stefan Fausch (47) als letzter Nordostschweizer auf dem Brünig triumphiert. Nun hat das Warten ein Ende. Die Nordostschweizer Gäste stellen gar beide Schlussgang-Teilnehmer und jubeln am Ende mit Samuel Giger.
Der Königsschock
Joel Wicki (25) gerät gegen Michael Moser (18) an den Rand einer Niederlage. Und tut sich in diesem Duell weh. Schon während dem Gang unmittelbar vor dem Mittagessen greift er sich immer wieder an den rechten Ellbogen, es soll einmal ziemlich gezwickt haben. Am Nachmittag kehrt der König nicht mehr ins Sägemehl zurück. Wicki zieht sich verletzungsbedingt zurück, fährt stattdessen ins Spital und lässt die Sache am Ellbogen abklären. Obs etwas Gravierendes ist oder eine reine Vorsichtsmassnahme im Hinblick auf den Unspunnen Schwinget (27. August) ist noch unklar.
Besonderheit Brünig
Zu jedem Schwingfest gehört traditionell ein Gabentempel. Nicht so auf dem Brünig. Schon bei der ersten Austragung 1893 suchte man diesen vergeblich, denn hier gibts «nur» Bargeld als Gewinn. Insgesamt rund 33’000 Franken, auch wer Letzter wird, reist mit einer Hunderternote im Sack nach Hause. Für den Sieg gibts 1500 Franken. Eine weitere Besonderheit ist die Anzahl Schwinger. Sinds bei anderen Bergfesten 90 Athleten, die ins Sägemehl steigen, tun dies auf dem Brünig 120. Je 50 aus dem Berner und dem Innerschweizer Verband plus 20 Gästeschwinger. In diesem Jahr kommen sie aus der Nordostschweiz.
Der Rekord
Karl Meli (†2012) und Jörg Abderhalden (43) haben es bisher als einzige Schwinger geschafft: acht Kranzfeste in einer Saison zu gewinnen. Dem zweifachen König Meli (1961 und 1964) gelang dies 1967, der dreifache König Abderhalden (1998, 2004 und 2007) zog 2004 mit ihm gleich. Auf dem Brünig hat Fabian Staudenmann (23) die Chance, den Rekord einzustellen. Er nutzt sie nicht, wird am Ende Dritter.
Das Wetter
Zuletzt waren Schwinger und Fans verwöhnt, was das Wetter betrifft. Auf dem Brünig ist das zumindest am Morgen nicht der Fall. Erst Nebel, dann wechseln sich Regen und Sonne ab. So kommen die bei den Schwing-Fans weitverbreiteten Militärpelerinen immer wieder zum Einsatz. Erst am Nachmittag brauchts die nicht mehr, die Sonne lässt sich nicht mehr vom Regen verdrängen.
Die Abwesenden
Mit Joel Wicki (25) und Kilian Wenger (33) hätten die einzigen noch aktiven Schwingerkönige auf dem Brünig ins Sägemehl steigen sollen. Aber Wenger fehlt. Wie Werner Schlegel (20) musste er seine Teilnahme kurzfristig wegen einer Ellbogenverletzung absagen. Ebenfalls nicht dabei ist Remo Käser (26). Er wollte auf dem Brünig sein Comeback geben, doch seine Nackenverletzung braucht länger für die Heilung. Käser musste seine Saison vorzeitig abbrechen.
So gehts weiter
Nächstes Wochenende gibts eine Verschnaufpause für die Schwinger. Es findet kein Kranzfest statt. Weiter gehts am 13. August mit dem Schaffhauser und dem Walliser Kantonalen sowie dem Nordwestschweizer Schwingfest. (bir)
Gang für Gang zum Nachlesen
Giger triumphiert
Schlussgang – Das Thurgauer Duell dauert nicht lange. Nach rund einer Minute. hat Samuel Giger seinen Nordostschweizer Kollegen Domenic Schneider am Boden. Und lässt sich den Sieg nicht mehr nehmen. Giger drückt Schneider ins Sägemehl und gewinnt den Brünigschwinget 2023!
Es geht um die Kränze
6. Gang – Bei seinem Comeback beendet Marcel Bieri das Fest mit einem Sieg. Er legt Lars Zaugg auf den Rücken. Den Kranz wird der Zuger allerdings verpassen.
Roger Rychen lässt sich nach seinem Plattwurf gegen Leandro Nägeli die Maximalnote notieren.
Grosse Freude bei Urs Doppmann. Er legt Alex Schär aufs Kreuz und lässt sich feiern. Denn er wird den Brünig mit Eichenlaub auf dem Kopf verlassen.
Kurz darauf stellt Joel Ambühl mit dem Resultat gegen David Scheuner den nächsten Kranz für die Innerschweizer sicher.
Kilian von Weissenfluh gewinnt seinen 6. Gang. Er setzt sich gegen Lukas Bissig durch. Auch für den Mann aus Hasliberg gibts damit das Eichenlaub.
Fabian Staudenmann bekommts mit Mario Schneider, dem Bruder von Schlussgangteilnehmer Domenic zu tun. Er greift nach gut einer Minute an, hat den Thurgauer rasch am Boden, muss aber ordentlich nachdrücken. Am Ende bricht er den Widerstand und holt sich den Sieg. Damit wahrt Staudenmann auch seine Ungeschlagenheit in diesem Jahr.
So wie er das Fest begonnen hat, beendet es Pirmin Reichmuth: mit einem Sieg. Er braucht nur wenige Sekunden, um Fritz Ramseier aufs Kreuz zu legen. Derweil setzt sich Matthias Aeschbacher gegen Stefan Ettlin durch.
Verspätetes Geburtstagsgeschenk für Michael Moser. Acht Tage nachdem er 18 wurde, holt er den zweiten Bergkranz seiner Karriere, den ersten auf dem Brünig. Gegen Bernhard Kämpf gibts einen Gestellten.
Armon Orlik holt sich gegen Dominik Gasser die Maximalnote ab. Gleichzeitig stellt er damit den Kranz sicher. Kurz darauf kämpft sein Bruder Curdin Orlik gegen Damian Ott ums Eichenlaub. Die beiden trennen sich ohne Sieger. Beide haben nun 56,00 Punkte – das reicht entweder knapp für oder knapp nicht für den Kranz.
Noe van Messel, der im 5. Gang noch Chancen auf den Schlussgang hatte, kassiert gegen Reto Thöni die zweite Niederlage in Serie. Und verpasst damit das Eichenlaub.
So lief der 5. Gang
Je 50 Berner und Innerschweizer schwingen auf dem Brünig. Aber im Schlussgang stehen zwei der Nordostschweizer Gäste. Samuel Giger und Domenic Schneider bestreiten das letzte Duell des Tages.
Giger bodigt Joel Ambühl, Schneider löst das Schlussgang-Ticket mit seinem Sieg gegen Matthias Aeschbacher. 0,75 Punkte hinter den beiden Thurgauern lauern vier Berner – darunter Vorjahressieger Adrian Walther und Saisondominator Fabian Staudenmann – die auf einen gestellten Schlussgang hoffen, um den Sieg erben zu können.
Thurgauer Duell im Schlussgang
5. Gang – Dämpfer für die Berner! Domenic Schneider, der Gast aus dem Thurgau, legt Matthias Aeschbacher auf den Rücken. Und freut sich riesig über diesen Sieg. Denn mit der Zehn ist er noch immer voll dabei im Kampf um den Schlussgang.
Urs Doppmann, der Co-Leader mit Samuel Giger, muss seine Ambitionen auf den Schlussgang begraben. Er verliert platt gegen Adrian Walther.
Noe van Messel geht ziemlich ungeduldig ins Duell mit Saisondominator Fabian Staudenmann. Und wird prompt bestraft. Da gerät er schon in der ersten Minute arg in Bedrängnis. Aber er lässt sich nicht auf den Rücken legen, entkommt seinem Gegner noch einmal. Kurz darauf greift Staudenmann mit innerem Haken an, nimmt van Messel anschliessend in die Schere. Und dieses Mal lässt er ihn nicht mehr entwischen, er legt den Zuger auf den Rücken. Aber die Zehn gibts nicht.
Samuel Giger und Joel Ambühl können jeweils mit einem Sieg in den Schlussgang einziehen. Giger greift sofort mit Kurz an, Ambühl wehrt den Angriff souverän ab. Die erste Minute läuft immer noch, da probierts Giger gleich noch einmal mit Kurz. Dieses Mal nimmt er Ambühl am Boden in die Mangel, drückt und macht und tut und legt ihn auf den Rücken. Damit steht Giger im Schlussgang! Und trifft dort auf seinen Thurgauer Kollegen Domenic Schneider.
Rychen und Sempach binden sich zurück
5. Gang – Die Gangdauer wird von sechs auf sieben Minuten erhöht. Auch die zusätzliche Minute bringt den beiden nichts. Das Duell Roger Rychen gegen Thomas Sempach endet gestellt. Sie binden sich gegenseitig zurück. Mit einem Kranz dürfte es eng werden.
Alex Schär, der am Morgen dreimal gewonnen hat, kassiert gegen Mario Schneider die zweite Niederlage in Serie.
Curdin Orlik legt Janic Voggensperger in einer fliessenden Bewegung auf den Rücken. Dafür wird auf seinem Notenblatt die Zehn notiert.
Pirmin Reichmuth, der am Morgen sehr stark aufgetreten ist, bekommt Bernhard Kämpf vorgesetzt. Nach einer guten Minute wirds brenzlig für Reichmuth, er kann sich aber entscheidend ausdrehen. Am Ende kommts zu einer seltsamen Situation. Beide sind am Boden, schauen in Richtung Kampfrichter. Gut möglich, dass sie da den Kampfrichter vom Nebenplatz gehört haben. Jedenfalls ist das Duell noch nicht vorbei, während Reichmuth noch nicht wieder parat ist, bringt Kämpf zu Ende, was er angefangen hat. Und entschuldigt sich anschliessend gleich dafür, dass es so kurios geendet hat.
So lief der 4. Gang
Die beiden punktgleich zur Halbzeit führenden Pirmin Reichmuth und Matthias Aeschbacher greifen im 4. Gang zusammen. Weils keinen Sieger gibt, kommts in der Rangliste zum grossen Zusammenschluss.
Und zu einem Führungswechsel. Von der Spitze grüsst neu Samuel Giger. Der Thurgauer hats in den eigenen Händen, das Schlussgangticket zu lösen. Er teilt sich Platz 1 mit Urs Doppmann, der sich mit seinem Plattwurf gegen Reto Thöni an die Spitze katapultiert. Auch er kann mit einer Zehn den Platz im letzten Duell des Tages buchen.
Einen Viertelpunkt hinter dem Duo lauern Noe van Messel, Domenic Schneider und Joel Ambühl und einen weiteren Viertel dahinter sind nun Pirmin Reichmuth, Matthias Aeschbacher und Jan Wittwer klassiert.
Giger kontert zum Sieg
4. Gang – Mit einem Weiberhaken greift Curdin Orlik an, Samuel Giger nimmt die Einladung an und kontert. So kann er seinen Gegner platt aufs Kreuz legen.
Michael Moser, der König Joel Wicki an den Rand einer Niederlage gebracht hat, startet gegen Stefan Kennel in den Nachmittag. Der 18-Jährige kennt weiter nichts, greift schon nach kurzer Gangdauer an. Doch am Boden schafft er es nicht, seinen Gegner im Nacharbeiten zu bodigen, Kennel befreit sich. Letztlich gibts keinen Sieger. Aber Moser wird mit der besseren Note 9,00 belohnt.
Armon Orlik startet wild ins Duell mit Michael Ledermann. Schon nach kurzer Gangdauer hat er den Berner am Boden, schaffts aber nicht, ihn auf den Rücken zu legen. Auch danach befreit sich Ledermann mehrfach. Am Ende gibts einen Gestellten.
Die beiden punktgleich Führenden Pirmin Reichmuth und Matthias Aeschbacher werden aufeinander losgelassen. Nach rund einer Minute kontert Reichmuth und legt Aeschbacher vermeintlich auf den Rücken. Aber beide haben keinen Griff, das Resultat wird folgerichtig nicht gegeben. Das hat der Kampfrichter gut gesehen. Danach kann sich keiner mehr den entscheidenden Vorteil verschaffen. Es gibt einen Gestellten.
Schneider und Staudenmann souverän
4. Gang – Domenic Schneider lässt den Gang gegen Kilian von Weissenfluh nicht alt werden. Der Thurgauer holt sich den Sieg. Und bleibt damit vorne mit dabei.
Bernhard Kämpf setzt sich gegen Lukas Zwissig durch und Noe van Messel holt sich gegen Dominic Annen die Maximalnote ab.
Fabian Staudenmann lanciert den Nachmittag ebenfalls mit einem Sieg. Gegen Christian Biäsch holt er sich die Maximalnote ab.
Derweil beisst sich Damian Ott an Severin Schwander die Zähne aus. Das Duell endet gestellt. Und die Kampfrichter differenzieren bei den Noten. Ott wird mit 9,00 belohnt, Schwander bekommt 8,75.
Vor dem Mittag ist Alex Schär der Coup gelungen, er hat Marcel Bieri gebodigt. Nun bekommt ers mit Joel Ambühl zu tun. Und befindet sich nach nicht einmal einer Minute schon in einer derart misslichen Situation, dass er sich nicht mehr befreien kann. Er muss sich geschlagen geben.
Wicki tritt nicht mehr an
Der König steigt heute nicht mehr in die Zwilchhosen. Im 3. Gang hat sich Joel Wicki immer wieder an den Ellbogen gefasst. Nun hat er sich vom Fest zurückgezogen und lässt die Verletzung abklären. Offenbar hats während dem letzten Duell mit Michael Moser gezwickt. Ob es sich im Hinblick auf den Unspunnen Schwinget (27. August) um eine Vorsichtsmassnahme handelt oder ob es eine schwerere Verletzung ist, ist offen.
So lief der 3. Gang
Drei Schwinger können am Morgen alle Gänge gewinnen. Pirmin Reichmuth (gegen Fabio Hiltbrunner) und Matthias Aeschbacher (gegen Stefan Kennel) grüssen zur Halbzeit mit 29,50 Punkten von der Ranglistenspitze. Alex Schär (gegen Marcel Bieri), der dritte im Bunde mit drei Siegen, liegt einen Viertel dahinter.
In Lauerstellung liegt Samuel Giger (28,75), der vor dem Mittagessen seine erste Maximalnote abholt. Er liegt unter anderem gemeinsam mit Michael Ledermann, Domenic Schneider und Joel Ambühl auf Rang 3.
Zurückgebunden werden vor der Pause König Joel Wicki und Fabian Staudenmann. Wicki, der gegen Michael Moser sogar beinahe auf dem Rücken landet, greift sich immer wieder an den Ellbogen. Hoffentlich ist da nichts dramatisches passiert. Er kommt mit zwei Siegen und einem Gestellten auf 28,50 Punkte. Noch weiter hinten liegt Saisondominator Staudenmann. Nach zwei Gestellten und einem Sieg liegt er mit 28,00 «nur» auf Rang 6.