Die Wahnsinns-Serie von Samuel Giger ist also gerissen. Der 24-Jährige verliert im Brünig-Anschwingen gegen Matthias Aeschbacher seinen ersten Gang seit dem Schwarzsee am 5. September 2021 (Schlussgang-Niederlage gegen Damian Ott). Aber war Giger im Zweikampf mit dem amtierenden Weissenstein-Champion mit seinen Schultern auch wirklich im Sägemehl? Rekord-Kranzer Nöldi Forrer (43) zweifelt das stark an.
Neuerliches Plädoyer für den Zwilchhosen-VAR
Der Schwingerkönig von 2001 hat diesen Kampf in seinem Heim-Kino bis ins letzte Detail filetiert. «Aufgrund der Live-Bilder aus der Sicht der Tisch-Kampfrichter hatte ich anfänglich auch das Gefühl, dass man dieses Resultat zu Gunsten von Aeschbacher geben kann. Aber in den beiden Zeitlupen-Einstellungen sieht es für mich stark danach aus, dass sich Sämi über seine unglaublich starke Brücke sauber ausgedreht hat!»
Forrer spricht sich deshalb zum wiederholten Mal für den punktuellen Video-Beweis im Schwingsport aus. «Ich mache dem Kampfrichter überhaupt keinen Vorwurf, weil in dieser Situation alles derart schnell gegangen ist. Deshalb wäre es meiner Meinung nach keine schlechte Sache, wenn er eine derart knappe Entscheidung mit Hilfe der TV-Bilder überprüfen könnte.»
Zeitskandal im dritten Gang
In der Schlussrangliste klassiert sich Giger trotz allem vor Aeschbacher. Grund: Der Emmentaler wird im fünften Gang von Forrers Klubkollege Werner Schlägel paniert, während der Nordostschweizer nach der umstrittenen Start-Niederlage die restlichen Kämpfe gewinnt.
Letztlich steht Giger einzig das Berner Top-Talent Adrian Walther, welcher im Anschwingen in grandioser Manier Pirmin Reichmuth gebodigt hat, vor der Sonne. Der 20-jährige Hochbauzeichner wird an diesem Tag in das vielleicht grösste Fehlurteil in der 129-jährigen Brünig-Geschichte involviert: Im dritten Gang greift der Berner Kantonalsieger mit dem Entlebucher Mittelschwinger Ronny Schöpfer (23) zusammen.
Die offizielle Gangdauer beträgt sechs Minuten, der Doppelmeter aus Habstetten kann in dieser Zeit keine grossen Akzente setzten. Aber weil der Kampfrichter die Zeit nicht im Griff hat, gewinnt Walther nach rund sieben Minuten doch noch. Das Problem: Der Platz-Kamprichter hat die Stoppuhr offenbar unabsichtlich angehalten.
ESV-TL Stefan Strebel nimmt in diesem Fall aber auch die beiden Kampfrichter am Tisch in die Pflicht. «Am Tisch sind iPads platziert, auf denen die Zeit mitläuft. Und man könnte von diesen Herren ja auch erwarten, dass auch sie einen Blick auf die Uhr werfen.» Strebel will diesen Fall in den kommenden Wochen intensiv aufarbeiten.